Hirschfeld, Otto

Hirschfeld Otto, Althistoriker und Epigraphiker. * Königsberg (Ostpreußen), 16. 3. 1843; † Berlin, 27. 3. 1922.

Stud. an den Univ. Königsberg, Bonn und Berlin, 1863 Dr.phil. in Königsberg, 1869–72 Priv. Doz. für alte Geschichte an der Univ. Göttingen, 1872–76 o. Prof. des Faches an der Univ. Prag, 1876–85 o. Prof. für alte Geschichte, Altertumskde. und Epigraphik an der Univ. Wien, 1885–1917 für röm. Geschichte und Epigraphik als Nachfolger Th. Mommsens an der Univ. Berlin. Ursprünglich klass. Philologe, wandte sich H. unter dem Einfluß Mommsens der alten, speziell der röm. Geschichte und latein. Epigraphik zu. Er wurde einer der hervorragendsten Mitarbeiter Mommsens am CIL (Corpus inscriptionum Latinarum), dem auch er einen Großteil seiner Lebensarbeit gewidmet hat. Die Beschäftigung mit dem epigraph. Quellenmaterial zeitigte über eine ausgedehnte Editionstätigkeit hinaus grundlegend wichtige Arbeiten vor allem zur Provinzialgeschichte. In Prag und Wien übernahm H. neuerrichtete Lehrstühle für alte Geschichte und lehrte hier als erster das Fach in engster Verbindung mit der Epigraphik. In Wien begründete er 1876 mit dem Archäologen A. Conze (s. d.) das archäolog.-epigraph. Seminar der Univ., eine vielfach vorbildlich gewordene Lehr- und Forschungsstätte, die er seit 1877 mit Conzes Nachfolger O. Benndorf (s. d.) leitete. Mit Conze bzw. Benndorf gab er bis 1885 auch die 1877 ins Leben gerufene Z. „Archaeolog.-epigraph. Mitth. aus Oesterr.“ (seit 1884 Oesterr.-Ungarn), ebenfalls mit Benndorf seit 1880 die „Abh. des archäolog.-epigraph. Seminares der Univ. Wien“ heraus. Wesentlich auf seine Initiative hin setzte in den 80er Jahren die systemat. Erforschung Carnuntums ein. Die österr. Periode stellt hinsichtlich Planung und Durchführung von Forschungsarbeiten sowie Lehrtätigkeit einen sehr wichtigen Abschnitt im Leben H.s dar. Sein zweiter Nachfolger auf dem Wr. Lehrstuhl wurde 1916 sein hiesiger Schüler W. Kubitschek. 1903 ehrte die Fachwelt H. durch eine unter internationaler Beteiligung zustande gekommene Festschrift: Beiträge zur alten Geschichte und griech.-röm. Alterthumskunde (mit Bildnis). Der größte Teil seiner zahlreichen hist., antiquar., epigraph. und quellenkundlichen Stud., die sich insbesondere mit der röm. Kaiserzeit beschäftigen, ist von H. selbst in dem stattlichen Sammelbd. Kleine Schriften, 1913, zusammengefaßt worden (S. V f. die nicht aufgenommenen Arbeiten verzeichnet). Korr. Mitgl. der Akad. d. Wiss. in Wien, o. Mitgl. der Preuß. Akad. d. Wiss. in Berlin.


Literatur: Sbb. der preuß. Akad. d. Wiss., phil.-hist. Kl., 1922, S. XCVIII–CIV; Almanach Wien, 1922; Neue Jbb. für das klass. Altertum 49 (25), 1922, S. 304–06; Revue archéologique 16, 1922, S. 339–41; Klio 18, 1923, S. 209; Bursian, Biogr. Jb. für Altertumskde. 44, 1924 (1925), S. 104–16. Vgl. noch Biogr. Jb. 1929.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 9, 1959), S. 332f.
geboren in Kaliningrad
gestorben in Berlin

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