Hermann, Benedikt Franz Johann

Hermann Benedikt Franz Johann, Montanist und Landeskundler. * Mariahof (Steiermark), 14. 3. 1755; † St. Petersburg, 11. 1. 1815.

Bauernsohn. Nach dem Besuch der Stadtschule zu Murau und des Gymn. in Friesach ging er nach Aussee, um Salzwerkskunde zu stud. Anschließend war er Beamter des fürstl. Schwarzenbergschen Rentamtes in Murau und Graz, wo er an der Univ. stud. Auf seiner Güterbereisung lernte er viele Eisen- und Stahlhütten kennen und erwarb sich dadurch große mineralog. und metallurg. Kenntnisse. 1776 in die fürstl. Buchhaltung nach Wien berufen, stud. er hier an der Univ. Physik, Mechanik, Chemie, Naturgeschichte und Polizeiwiss. und anschließend auf Reisen nach Deutschland, Italien und Ungarn 1780/81 prakt. Mineral., Bergwerks-, Fabriken- und Manufakturenkunde. Im Sommersemester 1781 hielt er an der Univ. Wien außerordentliche Vorlesungen über „Technologie“. Weihnachten 1781 ging er nach St. Petersburg, um im Auftrag Katharinas II. ein Stahlwerk nach steir. Muster in Ekaterinburg (Sverdlovsk) einzurichten. 1784 reiste er nach Tobolsk, dann wieder nach St. Petersburg, Hofrat und Dir. der Pyšminsker Eisenwerke bei Ekaterinburg, die heute zu den größten der UdSSR, zählen. 1786/87 reiste er in den Kolyvanschen Bergwerksdistrikt bei Barnaul am Ob in Sibirien und in den westlichen Altai. 1796 wurde er statt des 1790 verstorbenen J. J. Ferber Prof. der Mineral. an der Akad. d. Wiss. zu St. Petersburg, 1798 wirkliches Mitgl. des Reichs-Bergkollegiums, 1801 im Range eines GM Oberberghptm. und Befehlshaber der Ekaterinburger Berghauptmannschaft, wo ihm mehr als 10 000 Bergleute unterstanden. H. lieferte wiederholt wichtige Berichte über Rußland und seine Landschaften für die von J. Marx Frh. v. Liechtenstein in Wien hrsg. geograph. Veröffentlichungen. In Österr. belebte H. die länderkundliche Darstellung durch Schaffung eines eigenen länderkundlichen Schemas in seinen „Reisen durch Österr., Steyermark, Kärnthen, etc.“, 3 Bde., 1781–83, und mit seinem „Abriß der physikal. Beschaffenheit der Österr. Staaten“, 1782. Rußland verdankt ihm eine wesentliche Förderung von Wiss. und Wirtschaft, Europa einen tiefen Einblick in Rußlands Reichtum an Bodenschätzen und an zuverlässigen Nachrichten über dessen wirtschaftliche Verhältnisse um die Jahrhundertwende.


Literatur: Nachrichten von dem Leben des russ. k. Oberberghptm. und Befehlshabers zu Kalharinenburg Herrn B. F. J. H., in: Archiv für Geographie und Statistik, hrsg. von J. M. Frh. v. Liechtenstern, 1801, S. 217–32; Steiermärk. Z., N. F. VII, 1842, S. 63 ff.; Hassinger; E. Bernleithner, Die Entwicklung der österr. Länderkde, an der Wende des 18. und 19. Jhs., Diss. Wien, 1949, S. 101–09; F. v. Sartori, Österr. Tibur, 1819, S. 351–72 (mit Werksverzeichnis); Poggendorff 1; Wurzbach; ADB.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 8, 1958), S. 285f.
geboren in Mariahof
gestorben in Sankt Petersburg

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