Herzfeld, Marie

Herzfeld Marie, Schriftstellerin. * Güns (Koszeg, Ungarn), 20. 3. 1855; † Mining, Bez. Braunau (O.Ö.), 22. 9. 1940.

Schwester des Vorigen. In Wien seßhaft geworden, widmete sie sich in den achtziger Jahren, der vom Norden ausgehenden naturalist. „Moderne” folgend, dem Stud. der jungskandinav. Literaturen und brachte diese durch krit. Essays und Übersetzungen, die sich durch eigenartig getreue Interpretation des inneren Wesens der Dichtung auszeichnen, dem dt. Leser nahe. Von ihr stammt die erste dt. Gesamtausgabe J. P. Jacobsens. Um 1900 wandte sie sich unter dem Einfluß des damaligen Enthusiasmus für die italien. Renaissance und im besonderen über Anregung A. Barbis der Erschließung dieses Kulturzeitalters für das dt. Publikum zu, was nun zu ihrer Lebensarbeit wurde. Ab 1904 erschien ihr Leonardo-Werk in mehreren Aufl. Die begleitende Monographie (Aufl. 1–3) wird heute noch zu den besten Darstellungen Leonardos gezählt. 1904 erhielt sie den Bauernfeld-Preis. Ab 1910 gab sie unter Mitarbeit namhafter Autoren (H. Hefele, P. Heyse, M. Mell, J. Schnitzer u.a.) eine ansehnliche Reihe ausgewählter Quellen zur Geschichte der Renaissance in dt. Sprache heraus. Einen wichtigen Beitrag zum Quellenbestand österr. Geschichte nach 1848 lieferte sie durch die Übersetzung der Memoiren H. B. Frh. v. Dahlerups (s. d.) aus dem Dän. In führender Funktion (1901–19) und als Ehrenmitgl. des Ver. der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen trug sie Wesentliches zu dessen bedeutender Stellung im Wr. Geistesleben bei.


Literatur: N.Fr.Pr. vom 20. 3. 1925; Die Presse vom 20. 3. 1955; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle, s. Reg.; Eisenberg; Kürschner 1932; Wininger; R. Specht, Krit. Skizzenbuch, 1900, S. 143–47; O. Rauscher, Der Bauernfeldpreis, in: Jb. der Grillparzer-Ges. 34, 1937.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 9, 1959), S. 297f.
geboren in Köszeg
gestorben in Mining

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