Haidegger, Wendelin

Haidegger Wendelin, Theologe und Politiker. * Obernberg a. Brenner (Tirol), 25. 10. 1865; † ebenda, 1. 10. 1930.

Als jüngerer Sohn einer alteingesessenen Bauernfamilie wurde H. zum Stud. bestimmt. Nach Absolv. der Gymn.- und Theologiestud. in Brixen 1888 Priesterweihe. Nach einigen Jahren Seelsorgetätigkeit Dr.theol. 1892 Prof. für Kirchenrecht, 1894 o. Prof. für Kirchengeschichte an der Diözesanlehranstalt in Brixen. 1912 päpstlicher Geheimkämmerer. H. war 1898 an der Seite seines Kollegen A. Schoepfer einer der Wegbereiter der christlichsozialen Richtung in Tirol. 1907 zog er sich von der polit. Tätigkeit zurück, schrieb aber noch öfters in konservativen Tageszeitungen. Nach der Vereinigung der Christlichsozialen und der Konservativen zur Tiroler Volkspartei errang er in dieser bald eine führende Stellung und wurde der Vertrauensmann des Landeshauptmannes Schraffl, des Gründers des Tiroler Bauernbundes, dem auch H. seit 1904 angehörte. Mitgl. der Tiroler Landesversmlg., wurde H. 1919 vom Wahlkreis Nordtirol in den verfassungsgebenden Landtag gewählt. Als Prof. i.R. übersiedelte er nach Innsbruck und übernahm als Landesrat das Referat über das Schulwesen und die landwirtschaftlichen Lehranstalten in Rotholz und Lienz. Besondere Verdienste erwarb er sich um die Ausgestaltung der Volksschulen auf dem Lande und um die Besserstellung der Lehrerschaft. Den Lebensinteressen des Bauernstandes, dem er sich stets zugehörig fühlte, wandte er sein besonderes Augenmerk zu. Als Mitgl. der Landesregierung und Vorstandsmitgl. mehrerer bäuerlicher Organisationen war er bis zu seinem Tode in der Tiroler Landespolitik führend. Für das Organ des Tiroler Bauernbundes, die „Tiroler Bauernztg.“, hat er seit 1919 allwöchentlich den Leitartikel und die Rubrik „Was gibt es Neues in der Welt“ geschrieben.


Literatur: Tiroler Anzeiger vom 1. 10., Tiroler Bauernztg. vom 9. 10. 1930.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 7, 1958), S. 149
geboren in Obernberg a. Brenner
gestorben in Obernberg a. Brenner

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