Goëss, Peter Gf.

Goëss Peter Graf, Jurist. * Florenz, 8. 2. 1774; † Wien, 11. 7. 1846.

Vater des Anton (II.) Gf. G. Stud. Jus an der Univ. Wien, trat dann in den Staatsdienst, 1797 Kreiskomm., als solcher in Steiermark und Kärnten mit Verpflegung und Einquartierung der sich aus Italien zurückziehenden Truppen betraut, 1799 Rat beim Kärntner Gubernium, 1800 Ob. Landeskomm. beim Corps Condé, 1802 Hofkomm. in Dalmatien, Hofrat, 1803 Präs. des dalmatin. Guberniums, wo er sich bemühte, eine während seiner Amtstätigkeit ausgebrochene Hungersnot auch aus eigenen Mitteln zu bekämpfen, und den Lebensstandard der Bevölkerung durch soziale Einrichtungen (Armenfürsorge), Arbeitsbeschaffung (Straßenbau) und Ausgestaltung des Unterrichtswesens zu heben versuchte. 1804 wirkl. Landratspräs. und ständ. Chef in Kärnten; wurde von den Franzosen wegen Verweigerung der hohen Kontributionen als Geisel bis zu deren Räumung des Landes in Haft gehalten. 1806 Landrechtspräs. und Vizepräs. des vereinigten stmk.-kärnt. Guberniums, Geh. Rat; 1808 Gouverneur von Triest; hier hatte er wegen der Napoleon. Kontinentalsperre unter besonders schwierigen Verhältnissen zu arbeiten. 1809 Generalintendant der Armee für Italien und Tirol, geriet er in Padua in franz. Gefangenschaft. 1809 (Triest wurde im Wr. Frieden abgetreten) Landesgouverneur in Galizien, 1815 der venet. Provinzen, 1819 Hofkanzler der lombard.-venetian. Hofkanzlei in Wien, 1823 Erster Hofkanzler und Stud.-Hof-Komm.-Präs., Obersthofmeister des Erzh. Franz Karl, 1825 nö. Landmarschall und Präs. der Erbsteuer-Hofkomm., 1834 Hofmarschall und Stellvertreter des ersten Obersthofmeisters. G., der sich bei der Lösung der verschiedensten ihm gestellten Aufgaben durch Umsicht, Gewandtheit und Initiative auszeichnete, erhielt 1830 den Orden vom Goldenen Vlies und wurde 1845 Kanzler des k. österr. Ordens der Eisernen Krone. Er war Ehrenmitgl. der Wr. Akad. der bild. Künste, Präs. der Ges. der Musikfreunde, Präs. der Landwirtschaftsges., Oberkurator und Mitbegründer (gem. mit Gf. F. Saurau) der Ersten österr. Sparkasse in Wien.


Literatur: J. Schulz, Peter Gf. G. als Mensch und Staatsmann, 1853; J. Bergmann, Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österr. Kaiserstaates vom 16. bis 19. Jh., 1844; Adler, Bd. 3, 1873, S. 29f.; P. Pisani, La Dalmatie 1797 à 1815, 1893; Schmidls Österr. Bll, Bd. 3, 1846, S. 832; J. A. Frh. v. Helfert, K. Franz I. v. Österr. und die Stiftung des lombardo-venetian. Königreiches, 1904, S. 234; H. Braumüller, Geschichte Kärntens, 1949, S. 342ff.; Wurzbach; ADB; Mitt. Joh. Zeno Gf. Goëss, Ebenthal (Kärnten).
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 6, 1957), S. 18f.
geboren in Florenz
gestorben in Wien

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