Glaser, Eduard

Glaser Eduard, Forschungsreisender. * Deutsch-Rust b. Podersam (Rohozec, Podborany, Böhmen), 15. 3. 1855; † München, 7. 5. 1908.

Stud. in Prag (Polytechn. und Univ.) und an der Univ. Wien, absolv. das Polytechn. (Math., Physik und Geodäsie), schloß aber seine Universitätsstud. nicht ab. In Wien war u. a. Wahrmund sein Lehrer im Arab., D. H. Müller führte ihn 1880 in das Stud. alt-südarab. Inschriften ein. G., der schon in seiner Jugend Forschungsreisender werden wollte, beschäftigte sich früh auch mit Astronomie. 1878 zunächst Eleve, bald darauf Ass. an der Wr. Universitätssternwarte. Er wirkte dann bis 1882 als Hauslehrer in Tunis, um sich im Arab. zu vervollkommnen. Durch seine vier großen Reisen nach Südarabien, deren Finanzierung große Schwierigkeiten bereitete, wurde G. zum Pionier der Sabäistik. Seine erste Reise (Okt. 1882– März 1885) brachte ihn von Hodeida nach San’a, nach Suda, Archab und Haschid. Alle diese Gebiete nahm er genau kartograph. und archäolog. auf. Auf seiner zweiten Reise (April 1885 bis Febr. 1886) nahm er die Gegend von San’a bis Hodeida auf, erforschte die Ruinen von Zafar und die Gegend bis Aden, wobei er 125 Originalinschriftsteine sowie 250 arab. Handschriften auffand. Hauptziel der dritten Reise (Okt. 1887 bis Sept. 1888) war Marib, die alte Metropole des Sabäerreiches, in die vor G. nur zwei Europäer, Arnaud und Halévy, gelangt waren. Dort sammelte er über 1000 altsüdarab. Texte und 346 arab. Handschriften. Seine vierte Reise (Jänner 1892–Frühjahr 1894) führte von Aden nach Ta’izz und San’a. Den Hauptteil des von ihm damals gesammelten Materials (Inschriftsteine u. a.) erwarb das Kunsthist. Mus. in Wien, 251 arab. Manuskripte kamen in die Hofbibliothek in Wien. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. Command. des k. ottoman. Medjidijeordens, Dr.h.c. der Univ. Greifswald, Ehrenmitgl. der Geogr. Ges. und des Orientalistenver. in München. G., als Forschungsreisender in Südarabien unübertroffen, litt zeitlebens darunter, keine wiss. Anstellung gefunden zu haben, und befand sich jahrelang mit D. H. Müller in schwersten literar. Fehden, aus denen stellenweise tiefe Verbitterung spricht.


Literatur: Leipz. Ill. Ztg. vom 28. 5. 1908; Berliner Tagebl. vom 1. 6. 1908; Wr.Ztg. vom 15. 3. 1955; D. H. Müller, Südarab. Altertümer im Kunsthist. Hofmus., 1899; O. Weber, E. G.s Forschungsreisen in Südarabien (Der alte Orient 10/2), 1909; M. Höfner, Die Smlg. E. G., in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl., 222/5, 1944; E. Komorzynski, Assyr., bab. und südarab. Denkmäler im Kunsthist. Mus. in Wien, in: Österr. Lehrer-Ztg., 1952, n. 4, 5; ders., Ein Österreicher erforscht das Land der „Königin von Saba“, in: Jb. Frohes Schaffen XXVIII, 1954; Über die weitere Bearbeitung des G.-Nachlasses durch N. Rhodokanakis und M. Höfner s. im Almanach Wien, 1954, sowie den Bericht der Arab. Komm., ebenda, 1955.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 6, 1957), S. 2f.
geboren in Podbořanský Rohozec
gestorben in München

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