Fournier, August

Fournier August, Historiker. * Wien, 19. 6. 1850; † Wien, 18. 5. 1920.

Aus französischer, in Österr.-Schlesien einge wanderter Emigrantenfamilie. Stud. in Wien an der Handelsakad. und der Univ., absolv. 1871–73 das Institut für österr. Geschichtsforschung und wurde 1874 Offizial, 1878 Leiter des Archivs des Min. des Inneren. Seine wissenschaftliche Arbeit galt zunächst der Historiographie des Spätmittelalters, dann wandte er sich, ermuntert von Ottokar Lorenz (s. d.), der neueren Geschichte zu. 1875 Priv. Doz., 1880 ao. Prof. an der Univ. Wien. 1883 kam er als o. Prof. für allgemeine und österreichische Geschichte an die Deutsche Univ. Prag. F. wirkte in Böhmen auch politisch, wurde 1891 Abg. für Tetschen-Bodenbach im Reichsrat, in dem er der deutsch-fortschrittlichen Partei der „Vereinigten deutschen Linken“ angehörte, seit 1892 war er auch Landtagsabg. 1900 kehrte F. nach Wien zurück und wurde Prof. der Geschichte an der Wr. Technischen Hochschule, 1903 o. Prof. der allgemeinen Geschichte an der Univ. Wien und 1909 korr. Mitgl. der Akad. d. Wiss. in Wien. F.s wissenschaftliche Arbeiten zeichneten sich ebenso wie sein Vortrag durch einen gepflegten, ungemein lebendigen Stil aus. Seine dreibändige Napoleon-Biographie gilt als Standardwerk, eine großangelegte Arbeit über den Wiener Kongreß blieb unvollendet.


Literatur: N.Fr.Pr. vom 19. 5. 1920; Almanach Wien, 1920; Feierl. Inauguration 1920/21 (Werksverzeichnis), MIÖG 39, 1923; Biogr. Jb., 1926; Santifaller, n. 49; Enc.It.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 4, 1956), S. 340
geboren in Wien
gestorben in Wien
wirkte in Wien

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