Diamant, Paul Joseph

Diamant Paul Joseph, Historiker und Jurist. Geb. Wien, 12. 2. 1887; gest. Jerusalem (IL), 30. 4. 1966; mos.

Sohn des Hof- und Gerichtsadvokaten Max Diamant (1840–1926), verwandt mit Heinrich Heine und →Theodor Herzl; 1932 Heirat mit Sylvia Ebner-Diamant, geb. Kohn (geb. Stanislau/Stanislawów, Galizien / Ivano-Frankivs’k, UA, 24. 10. 1892; gest. Juli 1942, KZ Auschwitz, PL). – D. besuchte das 2. Staatsgymnasium in Wien 2 (ab 1901 Erzherzog Rainer-Gymnasium) und studierte 1906–12 Rechtswissenschaften sowie 1912–20 Geschichte und Volkskunde an der Universität Wien; 1921 Dr. jur., 1929 Dr. phil. mit der Dissertation „Sphragistik und Heraldik bei Juden“. 1909/10 diente er als Dragoner im Feldjägerbataillon 25, 1915–18 leistete er Kriegsdienst; zuletzt Korporal. D. war seit seiner Jugend in der zionistischen Bewegung aktiv. 1903 war er Mitbegründer der Verbindung zionistischer Mittelschüler Giskala, ein Jahr später gehörte er zu den Gründern der jüdischen Jugendzeitschrift „Unsere Hoffnung“. 1911 und 1913 nahm er an den Zionistenkongressen in Basel und Wien teil. Weiters war er Mitarbeiter der 1887 gegründeten zionistischen Zeitschrift „Die Welt“. Daneben betrieb er historische und genealogische Studien zur Wiener jüdischen Geschichte, von denen er sich u. a. auch praktischen Nutzen für die Stärkung des jüdischen Selbstgefühls versprach. Er betonte die wichtige Rolle der Familienforschung als historische Hilfswissenschaft und beschäftigte sich besonders mit der Geschichte jüdischer Konvertiten. 1912–14 war D. Herausgeber der Zeitschrift „Archiv für jüdische Familienforschung, Kunstgeschichte und Museumswesen“. 1922–24 gehörte er dem Kuratorium der Gesellschaft für Sammlung und Konservierung von Kunst- und historischen Denkmälern des Judentums, des Trägervereins des Wiener Jüdischen Museums, an. 1923 war er Mitbegründer der jüdischen Familienzeitschrift „Menorah“. Weiters wirkte er in den 1920–er und 1930–er Jahren als Mitglied der Historischen Kommission der Israelitischen Kultusgemeinde. Daneben engagierte er sich ab 1925 in der von Zev Jabotinsky gegründeten zionistisch-revisionistischen Partei. 1926 gründete er mit dem Kunsthistoriker und Schriftsteller Leopold Zahn die bis 1928 aktive „Verlagsanstalt Dr. Zahn und Dr. Diamant“. Ab 1926 organisierte D. landwirtschaftliche Vorbereitungskurse und militärische Übungen für zionistische Pioniere (Chaluzim) auf einem von seinem Vater geerbten Gut in Oberösterreich. 1938/39 war er für die Alijah Beth, die illegale zionistische Einwanderung nach Palästina, aktiv, mit der er auch selbst auswanderte. In Palästina lebte er zunächst in Moza bei Jerusalem, wo er einen Bauernhof bewirtschaftete, später in Jerusalem, war aber auch weiterhin publizistisch aktiv. In den fünfziger und sechziger Jahren unternahm D. im Auftrag israelischer Archive mehrere Archivreisen nach Österreich und Ungarn. Er stand in engem Kontakt mit Hanns Jäger-Sunstenau und war Mitglied der David Yellin (= B’nai-B’rith-Loge) in Jerusalem. Sein Nachlass befindet sich in den Central Archives for the History of the Jewish People in Jerusalem.


Literatur: M. G. Hall, Österreichische Verlagsgeschichte 1918–1938, 2, 1985, s. Reg.; E. Adunka, Exil in der Heimat. Über die Österreicher in Israel, 2002, S. 86–88; E. Fischer, Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933, 2011; UA, Wien.
Referenz: ÖBL Online-Edition, Bd. (Lfg. 2, 2013)
geboren in Wien
gestorben in Jerusalem

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