Czyżewicz, Adam Zygmunt von

Czyzewicz Adam Zygmunt von, Mediziner und Geburtshelfer. Geb.

Vater des Gynäkologen Adam Ferdinand von Czyzewicz (1877–1962). – Nach Absolvierung des Gymnasiums in Tarnów 1858 studierte C. zunächst Rechtswissenschaft sowie 1859–64 Medizin an der Universität in Krakau (Kraków); 1865 Dr. med. an der Universität Wien, 1866 Mag. obstet. an der Universität Krakau. 1863–64 arbeitete C. als Assistent am Lehrstuhl für topographische und pathologische Anatomie bei Ludwig Teichmann. Während des Jänneraufstands von 1863 stand er auf der Seite der Provisorischen Nationalversammlung (Tymczasowy Rzad Narodowy) und arbeitete im Krakauer Militärspital. 1865–70 Assistent an der geburtshilflichen Klinik bei →Maurycy Madurowicz, übersiedelte er 1871 als Professor für Geburtshilfe an die Medizinisch-chirurgische Lehranstalt der Universität in Lemberg, wo er nach deren Auflösung 1874/75 als Professor an der Hebammenschule verblieb. Ab 1871 war er auch Primararzt an der Abteilung für Geburtshilfe im Allgemeinen Krankenhaus, wo er 1894 eine gynäkologische Abteilung gründete und deren Leitung übernahm. 1899–1900 fungierte er zudem als stellvertretender Chefarzt des Krankenhauses. Mit seiner Unterstützung konnte im dortigen Allgemeinen Krankenhaus eine Infektionsabteilung errichtet werden. Seine wissenschaftlichen Arbeiten befassten sich einerseits mit geburtshilflichen Themen, andererseits mit Fragen der Ärzteorganisation, wobei er als Standesvertreter bemerkenswerte Pionierarbeit leistete. C. führte in Lemberg die erste Kaiserschnittoperation durch. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch seine Publikation „O cieciu cesarskiem“, 1893. Darüber hinaus fungierte er als Mitarbeiter und Redakteur der Zeitschrift „Kalendarz lekarski“. Politisch aktiv, war C. ab 1872 Mitglied und 1891–1908 Präsident des Landessanitätsrats in Lemberg (Krajowa Rada Zdrowia) sowie 1889–95 Abgeordneter des galizischen Landtags und wirkte bahnbrechend an der Reform des Landeskrankenhauswesens und der Organisation der Gesundheitsdienste mit. Ebenso konnte er die Errichtung einer modernen Universitäts-Frauenklinik durchsetzen. Ab 1881 Mitglied und ab 1888 Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Galizien (Towarzystwo Lekarzy Galicyjskich) sowie Mitglied der Gynäkologischen Gesellschaft (Towarzystwo Ginekologiczne), gehörte er darüber hinaus dem Aufsichtsrat des Muzeum Przemyslowe (Gewerbe-Museum) an. 1898 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Klasse.


Literatur: Finkel–Starzynski (m. W.); Fischer; PSB (m. L.); S. Kosminski, Slownik lekarzów polskich ..., 1888; M. W. Herman, Z kroniki towarzystwa lekarskiego lwowskiego, 1907, S. 17; A. Martin, in: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie 31, 1910, S. 616; Ilustrowana encyklopedja Trzaski, Everta i Michalskiego 1, 1928; Leksykon historii Polski, ed. M. Czajka u. a., 1995; UA, Wien.
Referenz: ÖBL Online-Edition, Bd. (Lfg. 3, 2014)
geboren in Tarnów
gestorben in Lemberg

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