Bobies, Carl August

Bobies Carl August, Geologe, Paläontologe und Beamter. Geb. Wien, 16. 12. 1898; gest. ebd., 21. 6. 1958; röm.-kath.

Enkel von →Franz Bobies, Sohn des Staatsanwalts Dr. Karl Bobies (1853–1922), Großcousin des Malers Carl Bobies (1865–1897). – B. besuchte, unterbrochen von seiner Kriegsdienstleistung, das Schottengymnasium in Wien und maturierte dort 1918. Der Familientradition entsprechend, inskribierte er zunächst an der juridischen Fakultät der Universität Wien, nach dem Tod des Vaters studierte er 1923–30 auch an der philosophischen Fakultät Geologie und Paläontologie bei →Franz Eduard Sueß und →Carl Diener. Obwohl seine philosophische Dissertation über das Neogen (Tertiär) des Gaadener Beckens fast vollständig ausgearbeitet vorlag, beendete B. keines seiner beiden Studien. Schon 1924 hatte er seine berufliche Laufbahn mit einer Ausbildung am Österreichischen Handelsmuseum, dem Vorläufer des Exportförderungsinstituts der Wiener Handelskammer, begonnen. 1930–38 fungierte er als Leiter des Exportförderungsinstituts, ab 1946 als leitender Direktor des Österreichischen Warenverkehrsbüros. In dieser Position, später auch als Vertreter des Büros der staatlichen Außenhandelskommission (ab 1949) sowie der Zentralstelle für Aus- und Einfuhr des Bundesministeriums für Handel und Wiederaufbau (ab 1952), nahm B. nach dem 2. Weltkrieg als wirtschaftlicher Berater an Sitzungen des Alliierten Rats und des Handelsministeriums teil und bereiste für Handelsvertragsverhandlungen nahezu alle Großstädte Europas. Aus gesundheitlichen Gründen musste er 1952 als Regierungsrat seine amtlichen Tätigkeiten niederlegen und beschäftigte sich bis zu seinem Tod wieder mit Paläontologie und Geologie. B. erwarb sich, obwohl nicht im engeren Sinn Fachgelehrter, bleibende Verdienste um die österreichische Neogen-Geologie und Paläontologie. In seiner ersten Schaffensperiode 1924–30 widmete er sich hauptsächlich geologischen Fragestellungen und erarbeitete 1928 zusammen mit Leo Waldmann eine geologische Karte der Umgebung von Wien (1:75.000). In zwei Arbeiten findet sich jedoch auch schon der Schwerpunkt der zweiten wissenschaftlichen Schaffensperiode 1952–58, namentlich die nähere Kenntnis der fossilen Bryozoen (Moostierchen), angedeutet. Im Rahmen seiner Studien knüpfte B. internationale Kontakte und erhielt wertvolles Material für seine Bryozoen-Sammlung, die heute im Naturhistorischen Museum Wien verwahrt wird. Eine geplante Monographie über die Moostierchen kam nicht mehr zustande. B. war Mitglied der Geologischen Gesellschaft in Wien (1928) und ab 1951 Korrespondent der Geologischen Bundesanstalt. Die Widmungsnamen Bobiesipora und Aplousina bobiesi für fossile Bryozoen erinnern an seine Verdienste um diese Tiergruppe.


Referenz: ÖBL Online-Edition, Bd. (Lfg. 2, 2013)
geboren in Wien
gestorben in Wien

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