Barvir, Alois

Barvir Alois, Geodät. Geb. Wien, 16. 1. 1899; gest. ebd., 19. 10. 1981.

Sohn eines Drechslermeisters. – Nach Besuch der Bürgerschule und des Realgymnasiums studierte B. ab 1919 an der Bauingenieurschule der TH in Wien; 1924 2. Staatsprüfung aus dem Bauingenieurswesen. Schon als Student wirkte er bei der Trassierung und beim Bau der Eisenbahnlinie Friedberg – Pinkafeld – Oberwart mit, ab 1925 widmete er sich im Dienst der Eisenbahn-Neuabteilung des Bundesministeriums für Handel und Verkehr der Fertigstellung der Eisenbahnlinie Friedberg – Pinkafeld, danach der Eisenbahnlinie Ruprechtshofen – Wieselburg – Gresten (Fertigstellung 1928). 1928 erhielt B. eine Anstellung im Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, wo er bis 1933 der Neuvermessungsabteilung zugeteilt war. Daneben studierte er 1928–30 Vermessungswesen an der TH in Wien; 1931 Fachprüfung für den Höheren Vermessungsdienst; 1936 Dr. techn. 1933–37 in der Triangulierungsabteilung, 1937–39 in der Photogrammetrischen Abteilung und der Topographischen Abteilung, war er 1939–42 wieder in der Triangulierungsabteilung tätig. 1938 vom Reichsamt für Landesaufnahme in Berlin zu geheimen Triangulierungsarbeiten entlang der tschechischen Grenze herangezogen, wurde er 1939 an die deutsch-holländische Grenze kommandiert, um dort die Triangulierung vorzunehmen. Nach der deutschen Besetzung Norwegens wurde der Bau einer zweigleisigen Eisenbahnlinie bis zum Hardangerfjord mit zahlreichen Tunnelanlagen geplant. B. bewarb sich für dieses Vorhaben, die Umsetzung war jedoch wegen zahlreicher Sabotageakte und Nachschubschwierigkeiten zum Scheitern verurteilt. B. wurde aus Norwegen abgezogen und zu Triangulierungsarbeiten für den Bau einer Verbindungsbahn BozenBruneck an die deutsch-italienische Grenze versetzt. Im April 1945 kam er nach Wien und wurde wieder im Bundesamt für Eich- und Vermessungsarbeiten eingesetzt. 1949 Oberrat des Vermessungsdienstes, war er 1949–53 Abteilungsleiter der Plankammer, nachdem er sich vorher im Vermessungsamt Villach das nötige Wissen der Katasterfortführung angeeignet hatte; daneben entwickelte er eine beschichtete Folie für Katasterpläne. 1953 als ao. Prof. an die wiedereröffnete 2. Lehrkanzel für Geodäsie an die TH in Graz berufen, erwarb sich B. große Verdienste um deren Neuaufbau. Neben der Beschaffung von Rechen- und Vermessungsinstrumenten, v. a. zur optisch-elektronischen Distanzmessung, wirkte er 1954 bei der Erstellung eines Schichtenplans über die Grundwasserverhältnisse des Grazer Raums mit, führte Gravimetermessungen in der Gegend um Bad Gleichenberg durch und legte in Zusammenarbeit mit einem Geologen eine Teststrecke für Wünschelrutengänger fest. Wissenschaftlich befasste er sich mit angewandter und höherer Geodäsie, mit Aerophotogrammetrie, angewandter Geophysik und sphärischer Astronomie. 1959 o. Prof., erlangte B. v. a. durch seine gravimetrischen Arbeiten internationales Ansehen, insbesondere durch seine Untersuchungen der Schwereverhältnisse im Vorarlberger Rheintal. Weiters befasste er sich mit Deformationsmessungen an Staumauern. Das Angebot, die geophysikalische Abteilung der Texas Africa Exploration Company in New York zu übernehmen, lehnte er 1959 ab. 1960 wurde er als Vorstand an die Lehrkanzel für Landes- und Katastervermessung an die TH in Wien berufen; 1966/67 Dekan der Fakultät für Naturwissenschaften, 1972 emeritiert. 1965 hielt er Vorlesungen über geophysikalische Lagerstättenforschung im National Research Center in Kairo, wo v. a. das Vorkommen von Erdölfeldern in der Wüste von Interesse war, 1966–67 erkundete er durch Gravimetermessungen Chromerzlager in der Türkei. Als langjähriger Präsident der Kommission VI der Internationalen Gesellschaft für Photogrammetrie leitete B. die Redaktion des von ihr 1961 herausgegebenen „Siebensprachigen Wörterbuchs für Photogrammetrie“. B. war Mitglied der Kommission für die Internationale Erdmessung sowie Ehrenmitglied der Fédération Internationale des Géomètres (1960–63 Generalsekretär und Vizepräsident), der Royal Institution of Chartered Surveyors, der Österreichischen Gesellschaft für Photogrammetrie und des Ungarischen Vereins für Vermessungswesen. 1972 erhielt er das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.


Referenz: ÖBL Online-Edition, Bd. (Lfg. 1, 2011)
geboren in Wien
gestorben in Wien
wirkte in Tschechische Republik 1938
wirkte in Holland 1939
wirkte in Norwegen 1939
wirkte in Bozen
wirkte in Bruneck
wirkte in Wien 1945
wirkte in Villach
wirkte in Vorarlberg
lehrte in Kairo 1965
forschte in Türkei 1966-1967
war Student Technische Hochschule Wien 1919
war Ingenieur von Eisenbahnlinie Friedberg–Pinkafeld–Oberwart
war Ingenieur von Österreich. Bundesministerium für Handel und Verkehr 1925-1928
war Ingenieur von Österreich. Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen 1928
war Student Technische Hochschule Wien 1928-1930
promovierte Technische Hochschule Wien -1936
war Ingenieur von Deutsches Reich. Reichsamt für Landesaufnahme 1938
war leitender Mitarbeiter Österreich. Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen 1945
war ao. Professor Technische Hochschule Graz 1953-1959
war o. Professor Technische Hochschule Graz 1959
war o. Professor Technische Hochschule Wien 1960-1972
war Dekan Technische Hochschule Wien 1966-1967
war Dozent National Research Centre (Cairo) 1965
war Präsident International Society for Photogrammetry
war Mitglied Internationale Erdmessung
war Ehrenmitglied Fédération Internationale des Géomètres
war Generalsekretär Fédération Internationale des Géomètres 1960-1963
war Vizepräsident Fédération Internationale des Géomètres
war Ehrenmitglied Royal Institution of Chartered Surveyors
war Ehrenmitglied Österreichische Gesellschaft für Photogrammetrie

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