Baumfeld, Rudolf Lothar

Baumfeld Rudolph Lothar, Architekt. Geb. Wien, 31. 12. 1903; gest. Los Angeles, California (USA), 20. 2. 1988; mos.

Sohn des Prokuristen Gustav Baumfeld. – B. studierte nach dem Besuch der Staatsgewerbeschule 1922–27 an der TH Wien und 1929–31 an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister. In diesen Jahren absolvierte er seine Baupraxis u. a. bei Ernst Lichtblau und erhielt bereits erste Aufträge für Geschäftsumbauten. 1932–38 unterhielt er eine Bürogemeinschaft mit Norbert Schlesinger, wobei der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit bei der Planung von Geschäftslokalen und Wohnungseinrichtungen lag (u. a. 1932 Ausstattung des von Gabriel Guévrékian errichteten Hauses der Wiener Werkbundsiedlung in Wien 13). Als bedeutendstes Werk dieser Jahre ist jedoch die Villa für Ernst Löw-Beer in Brno-Pisárky (1935) anzusehen, die seitens der Bürogemeinschaft auch komplett eingerichtet wurde. Generell war ihr Werk einer moderat funktionalistischen Moderne verpflichtet. Außerdem fungierte B. 1931–33 als Berater im offiziellen Wohnbauprogramm der Gemeinde Wien und 1933–36 als Konsulent für die Firma Meinl, für die er den Umbau von zwölf Filialen durchführte. Nach dem „Anschluss“ Österreichs wurde die Bürogemeinschaft 1938 aufgelöst, und B. konnte nach einer Flucht über die Tschechoslowakei und Italien, wo er kurz interniert war, 1940 in die USA gelangen. Nachdem er in New York für verschiedene Architekturbüros gearbeitet hatte, erhielt er 1941 bei der US-Navy eine Stelle als Zeichner. 1942 übersiedelte er nach Los Angeles und fand dort 1943 eine Anstellung im Büro von Victor Gruen (eigentlich Viktor Grünbaum), dem Erfinder der Shopping Malls, den er noch aus seiner Schulzeit in Wien kannte. In leitender Position und ab 1949 als Geschäftspartner war B. in dem Unternehmen Victor Gruen Associates, dem er bis 1983 angehörte (1970–83 als Direktor der Subsidiary Innerspace Design, Inc., einer neu gegründeten Tochterfirma), an der Planung zahlreicher großer Einkaufszentren beteiligt. B. war auch ein bedeutender Kunstsammler, dessen Sammlung schon zu Lebzeiten berühmt war.


Literatur: AKL; Visionäre & Vertriebene. Österreichische Spuren in der modernen amerikanischen Architektur, ed. M. Boeckl, Wien 1995, s. Reg. (Kat., m. B.); K. Klemmer, Jüdische Baumeister in Deutschland, 1998, S. 232; I. Meder, Offene Welten. Die Wiener Schule im Einfamilienhausbau, phil. Diss. Stuttgart, 2003, S. 511–515, 598f. (m. W.); H. Weihsmann, In Wien erbaut, 2005; I. Meder, J. Frank und die Wiener Schule der skeptischen Moderne, in: Wohnen in der Großstadt 1900–1939, ed. A. Janatková – H. Kozinska-Witt, 2006, S. 416f.; Great Villas of Brno, ed. J. Sedlák, 2006, s. Reg.; Architektenlexikon Wien 1880–1945, http://www.architektenlexikon.at/de/27.htm (m. W. u. L., nur online, Zugriff 8. 7. 2010); University of California, Los Angeles, USA.
Referenz: ÖBL Online-Edition, Bd. (Lfg. 1, 2011)
geboren in Wien
gestorben in Los Angeles

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