Barb, Alphons Augustinus

Barb Alphons Augustinus, Numismatiker. Geb. Wien, 15. 4. 1901; gest. London (GB), 13. 11. 1979 (begraben: Heston, Middlesex, GB); mos., ab 1941 röm.-kath.

Sohn des Militärbeamten Moriz Barb (gest. Wien, 1928) und von Henriette Barb, geb. Schrenzel (gest. Wien, 1916); 1927 Heirat mit Ilona Barb, geb. Geiger (geb. Kapuvár, H, 1904; gest. London, 1962). – B. besuchte das Hietzinger Gymnasium und absolvierte nach seiner Matura 1918–22 eine Juwelier- und Goldschmiedelehre. Daneben studierte er ab 1919 klassische Altertumswissenschaften und Orientalistik an der Universität Wien; 1925 Dr. phil. mit der Dissertation „Die kaiserlichen Münzen der Stadt Tarsos in Kilikien“. Danach war er zunächst unbesoldeter Assistent bei seinem Doktorvater →Wilhelm Kubitschek am Numismatischen Lehrapparat (heute Institut für Numismatik und Geldgeschichte) der Universität Wien. Aufgrund der Bekanntschaft Kubitscheks mit dem Weingroßhändler, Mäzen und Sammler Sándor Wolf wurde B. 1926 mit dem Ausbau des in diesem Jahr eröffneten Burgenländischen Landesmuseums betraut; schon 1927 wurde er dessen Leiter. B. konzipierte das Landesmuseum als Stätte der Volksbildung sowie der wissenschaftlichen Erforschung des Burgenlandes: So entwarf er einen an Gemeindeämter, Gendarmerieposten, Pfarrämter, Kultusgemeinden und Schulleitungen verteilten „Heimatkundlichen Fragebogen“, mit dem landeskundliche Spezifika wie Sagen, Hinweise auf Bodendenkmale (z. B. sprechende Flurnamen) sowie Fundbeobachtungen erfasst wurden. Weiters richtete er 1932 einen „Freiwilligen Arbeitsdienst“, vor allem für Langzeitarbeitslose, ein, mit dessen Hilfe er bis 1934 zahlreiche Grabungen im Mittel- und Nordburgenland durchführte und zeitweise über 200 Arbeiter beschäftigte. Außerdem nutzte er das von ihm aufgebaute Netz an freiwilligen Mitarbeitern als eine Art Fundbergedienst. Um die Mitte der 1930er-Jahre umfasste das Burgenländische Landesmuseum bereits 13 Sachabteilungen, die in 15 Schauräumen präsentiert wurden. Mit dem Aufbau des Burgenländischen Landesmuseums in schwierigen wirtschaftlichen und politischen Zeiten gelang B. eine einmalige organisatorische und wissenschaftliche Leistung, wobei die dort erzielten Forschungsergebnisse nicht zur Rechtfertigung nationaler und territorialer Ansprüche gegenüber Ungarn verwendet wurden, sondern vielmehr das gemeinsame norisch-pannonische Erbe betont wurde. B., der 1928–38 Schriftleiter der „Burgenländischen Vierteljahreshefte“ (ab 1932 „Burgenländische Heimatblätter“) war, publizierte neben Fachartikeln auch populärwissenschaftliche Beiträge und nutzte moderne Medien wie das Radio. Das für die „Österreichische Kunsttopographie“ vorgesehene vierbändige Manuskript „Die Bodenfunde des Burgenlandes bis 1930“ konnte aus Kostengründen nicht veröffentlicht werden, ist aber bis heute u. a. wegen der dabei verwendeten älteren ungarischen Quellen von grundlegender Bedeutung. B.s Veröffentlichungen behandeln in erster Linie religionshistorische Aspekte. Er wurde 1938 aus „rassischen Gründen“ entlassen; sein in diesem Jahr veröffentlichter „Führer durch das Burgenländische Landesmuseum“ erschien unter Weglassung des Verfassernamens. 1939 konnte B. nach Großbritannien emigrieren, wobei ihm nach eigener Aussage der Landesleiter des Reichsbundes für Deutsche Vorgeschichte, Eduard Beninger, behilflich war. Nach Ausbruch des Krieges wurde er 1940–41 auf der Isle of Man interniert, wo er nach dem Studium der Schriften des Augustinus zum Christentum konvertierte und dessen Namen als zweiten Vornamen annahm. Nach seiner Entlassung war er zunächst (gemeinsam mit seiner Frau) als Diener in Nordengland tätig; anschließend arbeitete er bis 1948 als Maschinenschlosser. Nach der Publikation von „St. Zacharias the Prophet and Martyr. A study in charms and incantations“, in: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 11, 1948, wurde B. 1949 Bibliotheksassistent, später Bibliothekar im Warburg Institute der Universität London, wo er bis zu seiner Pensionierung 1966 tätig war, zuletzt als Vizedirektor; nach der Pensionierung Ehrenmitglied. B. war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Vereinigungen, u. a. ab 1930 Mitglied des Österreichischen Archäologischen Instituts, 1966 korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts und 1976 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Numismatischen Gesellschaft sowie Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Archäologie; weiters Ehrenmitglied der Royal Numismatic Society in London und Fellow der Society of Antiquaries of London. Er erhielt 1962 das Große Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Burgenland und 1968 das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, 1975 den Titel Professor, im selben Jahr das Goldene Doktordiplom der Universität Wien.


Referenz: ÖBL Online-Edition, Bd. (Lfg. 2, 2013)
geboren in Wien
gestorben in London

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