Aptowitzer, Victor

Aptowitzer Victor, Gelehrter. Geb. Tarnopol, Galizien (Ternopil', UA), 16. 3. 1871; gest. Jerusalem, Palästina (IL), 5. 12. 1942; mos.

Sohn einer armen, chassidischen Familie in Tarnopol. Sein Vater Moshe Aaron Aptowitzer leitete eine kleine Jeschiwa. – A. begann in frühen Jahren als Lehrer zu arbeiten, 1896 diente er als Einjährig-Freiwilliger in der österreichisch-ungarischen Armee, 1899 erfolgte die Ordination zum Rabbiner in Czernowitz, ab 1899 studierte A. an der Wiener Israelitisch-theologischen Lehranstalt. Daneben war er Sekretär des Privatgelehrten Abraham Epstein. 1908–38 (ab 1909 als Professor) unterrichtete er an der Lehranstalt als Nachfolger von →Me→r Friedmann (Ish Schalom) auf Empfehlung von →David Heinrich von Müller, Bibel, Talmud, Halacha, Agada, Midrasch und Religionsphilosophie. 1910 erhielt er eine Berufung an das Hebrew Union College in Cincinnati, Ohio. Ab 1918 lehrte er am Hebräischen Pädagogium in Wien Talmud, Bibel und Religionsphilosophie. 1924 erhielt er eine Berufung an die Hebrew University Jerusalem, die er wegen der Erkrankung seiner Frau ablehnte. Er gehörte dem internationalen Advisory Board der Alexander Kohut Foundation an, die die Lehrveranstaltungen und Publikationen zur Wissenschaft des Judentums in Wien finanziell unterstützte. A. publizierte zahlreiche Abhandlungen und Rezensionen in der „Monatszeitschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums“, im „Hebrew Union College Annual“, im „Jewish Quarterly Review“ sowie in den Jahresberichten der israelitisch-theologischen Lehranstalt. Ab 1913 edierte er das Werk „Rabia“ des Tossafisten Elieser ben Joel. 1933 gab er zusammen mit →Arthur Zacharias Schwarz die „Abhandlungen zur Erinnerung an Hirsch Perez Chajes“ heraus. 1938 flüchtete A. nach Palästina, wo er verarmt als Privatgelehrter lebte. In seinen letzten Lebensjahren litt er an einer Augenkrankheit, die zu seiner völligen Erblindung führte.


Literatur: Die Wahrheit, 16. 12. 1910, 13. 3. 1931; Die Stimme, 12. 3. 1931; Enc. Jud.; Jüd. Lex.; P. Landesmann, Rabbiner aus Wien, 1997, S. 259f.; Materialiensammlung ÖBL, Wien.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 27
geboren in Tarnopol
gestorben in Jerusalem

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