Asbóth, Oszkár

Asbóth (Ásbóth) Oszkár, auch Asbóth (Ásbóth) von Hegyfok und Nemeskér, Sprachwissenschaftler. Geb.

A. entstammte einer adeligen Familie aus dem Komitat Eisenburg. Enkel von János Asbóth d. Ä. (geb. Nemescsó, H, 13. 12. 1768; gest. Zombor, Ungarn / Sombor, SRB, 19. 6. 1823), Landwirt und Direktor der landwirtschaftlichen Hochschule Georgicon in Keszthely, Sohn von János Asbóth d. J. (geb. Keszthely, H, 20. 12. 1809; gest. Pankota, Ungarn / Pâncota, RO, 1857), 1848 Abteilungsleiter im ersten ungarischen Ministerium, Bruder von Emil Asbóth (Asboth) (geb. Neu-Arad, 22. 5. 1854; gest. Budapest, 6. 4. 1935), Ingenieur, Universitätsprofessor, stellvertretender Generaldirektor und Vizepräsident des Konzerns Ganz & Co. AG., Neffe des Generals und Militärschriftstellers Lajos Asbóth (geb. Keszthely, 20. 6. 1803; gest. Budapest, 6. 5. 1882) sowie des Generals und Ingenieurs Sándor Asbóth (geb. Keszthely, 11. 12. 1810; gest. Buenos Aires, RA, 21. 1. 1868). A. studierte 1871–72 an der Universität Pest und widmete sich anschließend dem Studium der Indogermanistik, 1872–73 in Leipzig, 1873–74 in Berlin und 1874–75 in Göttingen, wo er 1875 zum Dr. phil. promoviert wurde. Nach seiner Rückkehr nach Ungarn wandte er sich der Slawistik zu und erhielt 1878 die Lehrbefähigung für slawische Sprachen und Literaturen. Danach unterrichtete er in Budapest, 1878–80 an einer Oberrealschule und 1881–93 Deutsch an der Handelsakademie; des Weiteren hielt er 1893–1919 Vorlesungen über bulgarische und serbische Sprache am Lehrgang für Östlichen Handel (ab 1899 Hochschule für Östlichen Handel). 1882 und 1889 hielt er sich zu Forschungszwecken, 1913 als Delegierter der Magyar Tudományos Akadémia (MTA) in Russland auf. 1880 Priv.Doz., 1885 ao. Prof., 1892 o. Prof. für slawische Sprachen und Literaturen an der Universität Budapest, war A. 1908–09 sowie 1919, während der Räterepublik, Dekan der philosophischen Fakultät. A. galt als bedeutender Linguist, dessen Hauptverdienst in der Etablierung der Slawistik, insbesondere der Russistik als Universitätsdisziplin in Ungarn lag. Als Forscher trat er vor allem mit den ersten wissenschaftlich fundierten Studien über slawische Lehnwörter im Ungarischen (u. a. „Szláv jövevényszavaink. I. Bevezetés és a különbözo rétegek kérdése“, 1907), mit Beiträgen zur Klärung der Betonungsverhältnisse in den ostslawischen Sprachen (u. a. „A hangsúly a szláv nyelvekben“, 1891) sowie durch dialektologische Untersuchungen hervor (u. a. „A j > gy változás a hazai szlovének nyelvében és a dunántúli magyar nyelvjárásokban“, 1908). Er war Gründer und Redakteur der Zeitschrift „Nyelvtudomány“ (1907–17), des ersten ungarischen Fachorgans für Indogermanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft, sowie Herausgeber der Reihe „Magyarországi szláv nyelvjárások“ über slawische Dialekte in Ungarn. A. war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Vereinigungen: 1892 korrespondierendes, 1907 ordentliches Mitglied der MTA, 1906 korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften, weiters korrespondierendes Mitglied der Südslawischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie der Finnisch-Ugrischen Gesellschaft in Helsinki und Ehrenmitglied der Matica srpska. Infolge seiner während der Räterepublik ausgeübten universitären Funktion und seines politischen Engagements leitete die Universität ein Disziplinarverfahren gegen ihn ein, im Dezember 1919 wurde er aus der MTA ausgeschlossen. Seine Rehabilitierung erfolgte 1989.


Referenz: ÖBL Online-Edition, Bd. (Lfg. 3, 2014)
geboren in Arad
gestorben in Budapest

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