Attems, Ottokar Maria Gf. von

Attems Ottokar Maria Gf. von, Fürstbischof. Geb. Schloss Gösting (Graz, Steiermark), 18. 2. 1815; gest. Graz (Steiermark), 12. 4. 1867 (begraben: Frauenberg bei Leibnitz); röm.-kath.

Sohn von Franz Xaver Maria Gf. von Attems, Frh. von Heiligenkreuz (geb. 22. 12. 1785; gest. 6. 2. 1843) und der Floriana Gfn. von Zichy zu Zich und Vásonykeö (geb. Wien, 29. 10. 1792; gest. Brunn, Niederösterreich, 12. 7. 1860). – A. absolvierte die Theresianische Ritterakademie in Wien und studierte Rechtswissenschaften (nicht belegt). 1833 trat er in das Grazer Priesterseminar ein, 1837 Priesterweihe in Graz durch den Seckauer Fürstbischof Roman Franz Xaver Sebastian Zängerle. Schon während des Subdiakonats wurde er zum Domizellar des Salzburger Domkapitels ernannt. Nach seiner Weihe wechselte A. in die Erzdiözese Salzburg, wurde dort Kuratpriester in der Stadtpfarre St. Andreas in Salzburg, dann Dompfarrkooperator, 1840/41 Kooperator in Ramingstein. Auf einer gemeinsamen Romreise 1841 ernannte ihn der Salzburger Fürsterzbischof Maximilian Joseph von Tarnoczy zum Hauptpfarrer und Dechanten von Pöls ob Judenburg (Diözese Leoben), 1849 zum Konsistorialrat und Kanonikus des Salzburger Metropolitankapitels. 1850 promovierte A. in Salzburg zum Dr. theol., 1851 wurde er Dompfarrer und Stadtdechant in Salzburg. Tarnoczy ernannte A., der auch slowenisch sprechen und predigen konnte, nicht nur wegen seiner Herkunft, sondern auch wegen seiner pastoralen Fähigkeiten und seines priesterlichen Lebenswandels 1853 zum Fürstbischof der Diözese Seckau und zum Administrator des Bistums Leoben; im selben Jahr wurde A. in Salzburg zum Bischof geweiht. Er regte 1854 die Bildung von Standesbündnissen (Christliche Hausväter-, Hausmütter-, Jünglings- und Jungfrauenvereine) an. 1862 ordnete er regelmäßig wiederkehrende „Christenlehren“ zur Festigung der Glaubens- und Sittenlehre in Form von „Gesprächen“ statt Predigten an. Er ließ das Knabenseminar bis 1859 baulich erweitern; zuvor war seit 1856 ein eigenes Gymnasium für die unteren Klassen eingerichtet worden. Ein Priesterverein mit eigenem Priesterspital wurde 1855 ins Leben gerufen; neue Ordensniederlassungen erfolgten vonseiten der Lazaristen 1853–55, der Schwestern vom Guten Hirten 1855 und der Marienbrüder (Marianisten) 1857 in Graz. Einen markanten Einschnitt in der steirischen Kirchengeschichte bedeutete die 1857–59 durchgeführte Neuregelung der Diözesanverhältnisse. Die Diözese (Graz-)Seckau erhielt damals weitgehend ihre heutigen Grenzen. Bereits während der Vakanz war 1853 aus nationalen Erwägungen der Bischofssitz von St. Andrä im Lavanttal nach Marburg (Maribor) in die mehrheitlich von Slowenen besiedelte Untersteiermark verlegt worden. Gleichzeitig wurden zehn Seckauer Dekanate an die Diözese Lavant abgetreten („Marburger Kreis“). Die kurzlebige Diözese Leoben mit 200.000 Katholiken (gegründet 1786, seit 1800 durch den Seckauer Bischof administriert) wurde 1859 dem Bistum Seckau einverleibt. 1860–61 ließ A. den Westflügel der Fürstbischöflichen Residenz in Graz (heute Bischofshof) durch den Architekten Josef Mixner in historistischen Formen erneuern. Bei mehreren administrativen Änderungen orientierte er sich am Vorbild der Salzburger Erzdiözese, mit dessen Metropoliten er in engem brieflichen Kontakt stand, wie bei der Einsetzung und Organisation der geistlichen Gerichte. 1851 modifizierte er die in der Steiermark eingeführten Pastoralkonferenzen. Mit dem Abschluss des österreichischen Konkordats von 1855 war der politisch eher liberale A. weniger zufrieden. A. war ab 1861 Mitglied des Herrenhauses und Befürworter der Verfassung von 1861.


Referenz: ÖBL Online-Edition, Bd. (Lfg. 1, 2011)
geboren in Graz
gestorben in Graz

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