Auernheimer, Raoul

Auernheimer Raoul(-Othmar), Ps. Raoul Heimern, Raoul Othmar, Schriftsteller und Journalist. Geb. Wien, 15. 4. 1876; gest. Oakland, California (USA), 7. 1. 1948; evang.

Aus einer deutsch-ungarischen Familie stammend. – Nach der Matura studierte A. ab 1894 Rechtswissenschaften an der Universität Wien und absolvierte 1896 den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger; 1900 Dr. jur. Schon früh schriftstellerisch tätig, zählte er ab 1895 zu den Mitarbeitern der Zeitschrift "Jugend". Sein Lustspiel „Talent“ wurde 1900 am Theater in der Josefstadt uraufgeführt. A., der als Vertreter der Wiener Moderne galt, verkehrte im Kreis von „Jung-Wien“. Die Habsburgermonarchie, Wien, das Fin de Siècle und die Beziehung zwischen den Geschlechtern sind immer wiederkehrende Themen seiner Werke, die trotz aller Leichtigkeit ein sprachlich prägnanter, oft auch ironischer Stil auszeichnet. Ab 1909 wirkte er als erfolgreicher Burgtheaterautor, 1906–35 als Feuilletonist und bis 1933 als Theaterkritiker der „Neuen Freien Presse“ sowie 1920–48 der Basler "Nationalzeitung". 1923–27 erster Präsident und bis März 1938 Vizepräsident des Österreichischen P.E.N.Clubs, nahm er in dieser Funktion eine ablehnende Haltung gegenüber Versuchen ein, die Schriftstellervereinigung für die Interessen Nazi-Deutschlands zu vereinnahmen, und protestierte wiederholt gegen die bedrohte Lage deutscher Schriftstellerkollegen. A., dessen Werke 1936 auf der „Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ aufschienen, wurde im März 1938 verhaftet, mit dem „Prominententransport“ nach Dachau gebracht und gegen einen Auswanderungsrevers im August 1938 freigelassen. A. emigrierte nach New York und schrieb für die „Austro American Tribune“, die „Baseler Nachrichten“ und den „Aufbau“. Außerdem wirkte er bei der "Radiostunde der GAWA“ (German American Writers Association) mit. Gemeinsam mit Ernst Lothar gründete er 1940 die „Österreichische Bühne“ in New York, die nach nur fünf Inszenierungen 1941 eingestellt wurde. Im selben Jahr erschien seine Metternich-Biographie, „Prince Metternich, Statesman and Lover“ (1942 auch auf Spanisch, 1947 auf Deutsch, Neuaufl. 1972). An seine früheren schriftstellerischen Erfolge konnte A., der 1944 die US-Staatsbürgerschaft erhielt, in den USA jedoch nicht mehr anknüpfen. Er war Mitglied des Free Austrian PEN, der Austrian Action Group und der American League of Authors and Composers from Austria.


Literatur: Bolbecher–Kaiser; Killy; Kosch; The Correspondence of A. Schnitzler and R. A. with R. A.'s Aphorisms, ed. D. G. Daviau – J. B. Johns, 1972 (m. W.); dies., in: Deutsche Exilliteratur seit 1933, 1, ed. J. Spalek – J. Strelka, 1976, S. 234–246; D. G. Daviau, R. A.s Beitrag für Österreich im amerikanischen Exil und in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Echo des Exils, ed. J. Thunecke, 2006, S. 13–33; L. Weiss, „In Wien kann man zwar nicht leben, aber anders wo kann man nicht leben“, 2009, http://uu.diva-portal.org/smash/record.jsf?pid=diva2:275190 (m. B., W. u. L.; (Zugriff 26. 5. 2010); UA, Wien.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 35
geboren in Wien
gestorben in Oakland
deportiert nach Dachau 1938-1938
migrierte nach New York City
war Student Universität Wien 1894-1900
war Militär Gemeinsame Armee 1896-1896
war Mitarbeiter von Jugend. Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben
war Bühnenautor von Theater in der Josefstadt 1900
war in Kontakt mit Jung-Wien (Literatur)
war Bühnenautor von Kaiserlich-Königliches Hof-Burgtheater (Wien) 1909
war Mitarbeiter von Neue Freie Presse 1906-1935
war Mitarbeiter von National-Zeitung (Basel) 1920-1948
war Mitglied Österreichischer PEN-Club
war Mitarbeiter von Austro American Tribune
war Mitarbeiter von Basler Nachrichten
war Mitarbeiter von Aufbau (New York)
war in Kontakt mit German American Writers Association (GAWA)
war Gründer von Österreichische Bühne / The Austrian Theatre 1940
war Mitglied Free Austrian PEN
war Mitglied Austrian Action Group
war Mitglied American League of Authors and Composers from Austria

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