Adámek, Karel

Adámek Karel, Ps. Slavoslav, (J.) Hradecký, (Jaroslav) Hradištský etc., Politiker und Publizist. Geb. Hlinsko, Böhmen (CZ), 13. 3. 1840; gest. ebd., 11. 1. 1918.

Bruder von →Bohumil Adámek, Vater von →Karel Václav Adámek. – A. brach aus Krankheitsgründen die Realschule ab und trat in das Geschäft seines Vaters ein, daneben bildete er sich als Autodidakt weiter. Er bereiste mehrmals Ungarn sowie Deutschland, Frankreich, Belgien, die Schweiz und Italien und besuchte die Weltausstellungen in Paris und Wien. Auf Bezirksebene war A. 1865–1908 Obmann der Bezirksvertretung, 1871 Mitglied des Bezirksschulrats, 1895 Ehrenvorsitzender der Národopisná výstava ceskoslovanská sowie 1907–11 Obmann der Svaz ceských okresu v království ceském. A. war 1881–1913 auch Abgeordneter zum böhmischen Landtag und 1896–1913 Beisitzer des böhmischen Landesausschusses. 1879–91 Reichsratsabgeordneter, zuerst für die alttschechische, danach für die jungtschechische Partei, wurde er 1907 zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt. 1893 gehörte er der cisleithanischen Delegation an. A. machte sich um die Infrastruktur und das kulturelle Leben Hlinskos und ganz Ostböhmens verdient, u. a. durch die Initiierung der Eisenbahnverbindung Pardubitz – Chrudim – Deutsch Brod sowie die Gründung des Stadtmuseums (1874) und mehrerer kultureller Vereine. Als Abgeordneter engagierte er sich für sozialpolitische, volkswirtschaftliche und schulische Themen, so propagierte er als Mitbegründer des Zentralschulvereins Ústrední matice školská die Schaffung neuer Schulen, Volksbibliotheken, Lesehallen und Arbeiterbildungseinrichtungen im Sinne der nationalen Politik der Jungtschechen. Sein publizistisches Schaffen umfasst volkskundliche Themen aus Ostböhmen sowie kulturpolitische Darstellungen von Böhmen im 14. und 18. Jahrhundert, die in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurden. In seiner Jugend verfasste A. auch patriotische Gedichte und Belletristik. Er übersetzte aus dem Deutschen, Englischen und Französischen. Seine zahlreichen Reisebeschreibungen, Flugblätter, autobiographischen Texte und Memoiren enthalten umfangreiches Material über seine Zeitgenossen und zum Zeitgeschehen.


Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 5

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