Aichhorn, Sigmund

Aichhorn Sigmund, Naturwissenschaftler und Lehrer. Geb. Wien, 19. 11. 1814; gest. Graz (Steiermark), 29. 11. 1892; röm.-kath.

Sohn eines Kaffeesieders; ab 1845 in 1. Ehe mit Josefine Aichhorn, geb. Probst, ab 1848 in 2. Ehe mit Wilhelmine Aichhorn, geb. Bayer, verheiratet. – Nach Besuch des Akademischen Gymnasiums in Wien studierte A. ab 1832 Medizin an der dortigen Universität. Daneben hörte er Vorlesungen von →Friedrich Mohs am Hofmineralienkabinett; 1839 Dr. med. mit Abfassung der Dissertation „Anleitung zur Flächenzeichnung einfacher Krystallgestalten“ (2. Auflage 1855), 1840 Mag. obstet., 1842 Dr. chir. 1839–45 war A. als Assistent an der Lehrkanzel für spezielle Naturgeschichte (Mineralogie und Zoologie) an der Universität Wien tätig, 1845 wurde er zum Professor für Naturgeschichte und Geographie an der Steiermärkisch-ständischen Realschule in Graz ernannt und stand dieser 1858–63 als Vizedirektor und dann bis 1875 als Direktor vor. 1847 erfolgte auch seine Berufung zum Professor für Mineralogie und Geognosie an der technischen Lehranstalt (ab 1865 Technische Hochschule) am Joanneum. 1875 emeritiert, blieb A. bis 1890 definitiver Vorstand des Mineralogischen Museums und war daneben mit den botanischen und zoologischen Sammlungen betraut. Unter seiner Ägide erhielt das Mineralogische Museum bedeutenden Zuwachs, da mehrere größere Sammlungen akquiriert wurden; so konnte A. 1864 Teile der berühmten Baronin von Henikstein’schen Mineraliensammlung ankaufen und 1888 die Hummel’sche Mineraliensammlung im Tausch erwerben. 1853 gelang ihm zudem die Aufstellung der paläontologischen Schau-Sammlung. A. veröffentlichte vor allem museologische und mineralogische Abhandlungen, aber auch paläontologische Arbeiten. Erwähnenswert sind seine Publikationen „Das Mineralien-Kabinet am steiermärkisch-ständischen Joanneum zu Gratz …“, 1855, und „Uebersicht der Schau-Sammlungen im naturhistorischen Museum des steiermärkisch-landschaftlichen Joanneums zu Graz“, 1880 (2. Auflage 1884). In seiner mehrfach aufgelegten „Einleitung in das Studium der Naturgeschichte“ (1846, 1855, 1862) vertritt er noch völlig die geognostischen Anschauungen seines Lehrers Mohs. Für seinen kristallographischen Unterricht fertigte er 120 Stück Kristallmodelle aus Pappe als Anschauungsobjekte. Darüber hinaus gab er der bei Knittelfeld vorkommenden Opal-Varietät Forcherit ihren Namen. A. war u. a. ab 1855 Korrespondent der Geologischen Reichsanstalt in Wien, 1862 Mitbegründer sowie ab 1890 Ehrenmitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark, Korrespondent der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau sowie Mitglied der Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena, der Landwirtschafts-Gesellschaften in Steiermark und Krain und fungierte als Sekretär des geognostisch-montanistischen Vereins für Innerösterreich (ab 1850 geognostisch-montanistischer Verein für Steiermark). 1867 wurde er Ritter des Franz Joseph-Ordens.


Literatur: Grazer Morgenpost, Grazer Tagblatt, 17. 12. 1892; Grazer Volksblatt, 18. 12. 1892; J. Rumpf, in: Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark 29, 1893, S. 246ff. (m. W.); K. Köchl, Die Landes-Oberrealschule in Graz, 1911, S. 217f.; H. W. Flügel, Geologie und Paläontologie an der Universität Graz 1761–1976, 1977, s. Reg.; W. A. S. Sarjeant, Geologists and the history of geology 2, 1987; Geologische Bundesanstalt, UA, beide Wien.
Referenz: ÖBL Online-Edition, Bd. (Lfg. 3, 2014)
geboren in Wien
gestorben in Graz

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