Traut, Karl

Traut Karl, Kaufmann, Kunstsammler und Lyriker. Geb. Bozen, Tirol (Bolzano/Bozen, I), 16. 12. 1874; gest. Bressanone (Bressanone/Brixen, I), 21. 10. 1934.

Sohn des Bozner Textilhändlers Bernhard T. (geb. Längenfeld, Tirol, 16. 12. 1831; gest. Bozen, 9. 3. 1899) und von Maria T., geb. Forcher (geb. Meran, Tirol / Merano/Meran, I, 6. 3. 1838; gest. 1886), Bruder des Opernsängers Bernhard T., des Weinhändlers Hans T. (1861–1913), des Gen.dir. der Janus Wechselseitigen Lebensversicherungsanstalt Alois T. (1862–1927), des Landesproduktenhändlers Anton T., eines Freunds →Georg Trakls und Mitgl. des „Brenner-Tischs“, sowie von Hermann T., der in die USA auswanderte, Vater des Autors und Hrsg. Georg Kierdorf-T. (geb. Mühlau/Innsbruck, Tirol, 30. 4. 1932); in 1. Ehe ab 1906 mit Adalbertine T., geb. Nyary (geb. 1886), ab 1931 in 2. Ehe mit Paula T., geb. Mayr (1899–1973), verheiratet. – T. entstammte einer angesehenen Ötztaler Familie. – Nach Absolv. der Handelsschule in Bozen sowie einer Ausbildung zum Weinhändler in der Weinhandlung Heinrich Lun leistete T. 1895 seinen Wehrdienst beim Landesschützen-Rgt. in Innsbruck, wo er i. d. F. ein Exportunternehmen für Branntwein, Essig und Wein gründete, mit dem er rasch sehr wohlhabend wurde. Als großer Kunstliebhaber pflegte er Bekanntschaft mit vielen bildenden Künstlern wie Ignaz und Rudolf Stolz, →Franz v. Defregger, Carl Moser, Karl Pferschy, Hugo Atzwanger, →Ludwig Penz, →Hans Kramer, Hans Weber-Tyrol, Max Angerer und Gilbert Heidegger sowie →Albin Egger-Lienz. Mit Arthur Nikodem verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Durch seinen Bruder Anton wurde T. im Innsbrucker Café Maximilian mit den Literaten des „Brenner-Tischs“, u. a. Trakl, Ludwig v. Ficker, dem Begründer der Z. „Der Brenner“, Arthur v. Wallpach, →Carl Dallago, Karl Röck und Joseph Georg Oberkofler, bekannt. 1912 erwarb T. die Südtiroler Burgruine Branzoll in Klausen (Chiusa), die er wiederaufbaute und 1913 zu seinem Wohnsitz sowie zum Treffpunkt zahlreicher Künstler, Schriftsteller und Musiker (→Paul Tschurtschentaler, Josef Weingartner, Franz Karl Ginzkey, der seinen Roman „Der von der Vogelweide“ auf Schloss Branzoll ansiedelte) machte. Als leidenschaftl. Sammler erwarb T. neben Bildern von vorwiegend zeitgenöss. Tiroler Malern auch Zinn- und Glaswaren, seine Bibl. umfasste ca. 4.000 Bde. Tirolensia. Die Stadt Klausen berief ihn in ein Komitee, aus dessen Arbeit 1914 das dortige Heimatmus. hervorging. T. war zudem Mitbegründer der Bozner Z. für Südtiroler Landeskde. „Der Schlern“, in der er 1927–31 einige Ged. in der Tradition der Romantik veröff. („Wo bist du?“, in: Der Schlern 9, 1928; „Frauenliebe“, ebd. 12, 1931). Nach dem Verkauf von Schloss Branzoll zog T. 1928 nach Brixen, wo er ein Jahr später das Haus Sunnegg erwarb.


Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 433f.
geboren in Bozen
gestorben in Brixen

Lifeline