Treiber, Josef

Treiber Josef, Industrieller. Geb. Fresing (Stmk.), 28. 12. 1872; gest. Graz (Stmk.), 8. 10. 1948; röm.-kath.

Vater von Alfred T. (geb. 27. 1. 1900; gest. 7. 2. 1977), Sepp T. (geb. 12. 7. 1906; gest. 2. 8. 1994) und Hermann T. (geb. 20. 5. 1912; gest. 20. 3. 1962); verheiratet mit Maria T., geb. Lebringer (geb. Brunn am Gebirge, NÖ, 6. 1. 1877; gest. 11. 9. 1963). – T., dessen Familie seit Anfang des 18. Jh. eine Schmiede in St. Andrä im Sausal betrieb, besuchte die Staatsgewerbl. Schule in Graz und gründete dort 1896 eine Kunstschlosserei. 1902 erweiterte er den Betrieb und errichtete i. d. F. eine Kunst- und Bauschlosserei sowie eine Eisen-Konstruktionswerkstätte. Das Unternehmen profitierte vom Konjunkturaufschwung. 1904 stellte T. von fuß- und handbetriebenen Blasbälgen auf einen mit Leuchtgas betriebenen Motor um. Damit führte er die erste modern ausgestattete Schlosserei in der Stmk., in der er Galanterie-, Kunst- und Bauschlosserware, weiters Gittertore, Sparherdbestandtle. sowie Blitzableiter herstellte. Schließl. erweiterte er die Produktion auch um die Herstellung von eisernen Fensterrahmen, Schneefängern und Konstruktionsarbeiten. 1908 wurde die Fa. in das Grazer Handelsreg. eingetragen. 1910 erfolgte eine weitere Betriebsvergrößerung, T. übersiedelte mit seinem Unternehmen auf ein von ihm erworbenes Areal und beschäftigte an die 30 Mitarb. 1912 ergänzte er den Firmennamen Josef Treiber, Graz um den Zusatz „Autogene Schweißanstalt“. Techn. sowie an Neuerungen interessiert, setzte T. als Energiequelle einen Dieselmotor ein, der auch die Strom- und Wasserversorgung auf dem Betriebsgelände sicherstellte. Die schrittweise Umstellung von einer Kunst- auf eine Bauschlosserei verschaffte ihm Aufträge bei großen Bauvorhaben in Graz wie der Errichtung des Landeskrankenhauses, des Monturdepots in Gösting sowie des Groß-Warenhauses Kastner & Öhler. Während des 1. Weltkriegs beteiligte sich T. verstärkt an der Rüstungsproduktion, erzeugte v. a. Eisenbeschläge für transportable Holzzelte und konstruierte Maschinen für Militärschuhfabriken. Nach dem Zerfall der Monarchie reduzierte sich der Betrieb durch den Wegfall wichtiger Absatzgebiete, Rohstoffknappheit und die herrschende Inflation auf drei Schlosser. Die Erschließung neuer Märkte verschaffte T. jedoch abermals einen wirtschaftl. Aufschwung. Durch Modernisierungsmaßnahmen und Einbindung seiner Söhne in das Unternehmen stellte T. auf Portalbau in Metallausführung, Schaufenster- und Geschäftseinrichtungen um und nahm dadurch auf das Stadtbild von Graz großen Einfluss (u. a. Tabaktrafik am Eisernen Tor, Kinoportal und -kasse Annenhof). Außerdem erzeugte er als einer der Ersten Kühlvitrinen und bearb. die vom privaten Böhler-Konzern in Kapfenberg erzeugte neuartige rostfreie Metallverbindung Chrom-Nickel-Stahl. 1934 fungierte T. als Unterlieferant der Fa. Böhler bei einem Großauftrag für Chrom-Nickel-Stahl-Beschläge der Fensterrahmen des Chrysler Buildings in New York, womit er sich auf dem internationalen Exportmarkt etablieren konnte. T. meldete Patente für Sonnenplachen, Lichtreklamesäulen, Fahrradständer, einbruchsichere Vitrinen für Banken und Mus. sowie für die „Madrider Sperre“ (Drehkreuz für Schnellbahnstationen) an. Mit Kapital des Reichsluftfahrtmin. in Berlin gründeten T.s Söhne die T. & Co, KG, die im August 1938 den Produktionsbetrieb aufnahm und bei Kriegsausbruch rund 500 Mitarb. zählte. Während diese zu einem der wichtigsten Rüstungsbetriebe in der Stmk. wurde, beschränkte sich T. auf die Funktion eines Zu- bzw. Unterlieferanten. Im November 1944 wurde sein Betrieb bei einem Luftangriff zerstört. Anfang 1948 erfolgte die Umwandlung in die J. T. KG mit T. und Alfred T. als Komplementären sowie Hermann T. und Sepp T. als Kommanditisten. Nach T.s Tod wurde Alfred T. alleiniger Komplementär und die beiden jüngeren Brüder Kommanditisten.


Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 444f.
geboren in Fresing
gestorben in Graz

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