Triebensee, Josef

Triebensee (Trübensee) Josef, Kapellmeister, Komponist und Oboist. Geb. Wittingau, Böhmen (Třeboň, CZ), 21. 11. 1772; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 22. 4. 1846.

Sohn des Oboisten und Mitgl. der Hofmusikkapelle Georg T. (geb. Herrndorf, Preußen / Kąkolno, PL, 1746; gest. Wien, 1813), der u. a. im Dienst von Joseph Adam Fürst v. Schwarzenberg stand und die Harmonie-Tafelmusik Josefs II. leitete, Vater von Henriette T. (s. u.); ab 1796 mit der Tochter des Wr. Hofmusikers Johann Went verheiratet. – Seinen ersten Musikunterricht bekam T. von seinem Vater und von Johann Georg Albrechtsberger in Wien. Als Oboist spielte er 1791–94 an Wr. Theatern und wirkte an der Urauff. von Mozarts „Zauberflöte“ mit. Spätestens 1796 trat er in die Dienste Aloys’ I. Fürst v. Liechtenstein als Leiter von dessen Wr. Kapelle und war (auch als Theaterkapellmeister) in Feldsberg (Valtice) und auf anderen Liechtenstein’schen Familienschlössern tätig. Hier führte er seine ersten Werke auf (u. a. die Kantate „Jägerfreude“, gedruckt 1798 in Wien). Sehr beliebt waren seine Arrangements von Musik anderer Komponisten für Bläserensemble (Cherubini, Haydn, Schubert, Mozart u. a.). 1811 kam T. als Kapellmeister des Stadttheaters nach Brünn (Brno), belebte den dortigen Opernbetrieb (1812 Luigi Cherubini: „Medea“; 1813 André-Ernest-Modeste Grétry: „Raoul der Blaubart“; Mozart: „Mädchentreue“ / „Così fan tutte“; François-Adrien Boieldieu: „Johann von Paris“) und dirigierte auch eigene Werke (Bühnenmusiken, die Oper „Der Feuergeist im Schwarzwald“, 1815/16). 1816 folgte er Carl Maria v. Weber als 1. Kapellmeister des Ständetheaters in Prag nach. 1817–19 unterrichtete T. an der neu eröffneten Sängerschule des Prager Konservatoriums, später war er auch ein gesuchter Privatlehrer. Zu seinen ersten Schülerinnen zählten →Henriette Sontag und die langjährige Primadonna des dt. und tschech. Opernensembles in Prag Kateřina Kometová-Podhorská (→Katharina Podhorský). Am Theater war er seit 1821 zudem als Opernregisseur tätig. Im September 1836 wurde er pensioniert. T. dirigierte ein breites Repertoire, darunter mehrere Urauff. heim. Komponisten (1824 Wilhelm Würfel / Text →Wilhelm Frh. v. Marsano: „Rübezahl“; 1827 Johann Gf. Nostitz: „Die Gittarre“; 1825 Joseph Maria Wolfram / Text Kotzebue: „Alfred“; 1826 Wolfram / Text Eduard Heinrich Gehe: „Die bezauberte Rose“; 1829 Wolfram / Text Gehe: „Prinz Lieschen“; 1831 Wolfram / Text Carl Borromäus v. Miltitz: „Der Bergmönch“) und eigene Werke (1820 „Die wilde Jagd“; 1824 „Telemach auf der Insel Ogygia“, Text →(Josef) Karl Schikaneder). Er war ein zuverlässiger Kapellmeister, angebl. ohne feinen Kunstsinn, doch mit natürl. Autorität und großer Erfahrung. In Prag half er die lange Krise nach dem Tod des Dir. →Johann Carl Liebich zu überwinden. 1823 dirigierte er nach mehrjähriger Pause die erste tschech.sprachige Opernvorstellung, Joseph Weigls „Rodina švýcarská“ („Die Schweizer-Familie“), und machte sich in den folgenden Jahren um die Belebung der tschech. Oper sehr verdient. Seine Tochter, die Sopranistin


Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 462f.
geboren in Wittingau
gestorben in Prag

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