Trnka, František Dobromysl

Trnka František Dobromysl (Franz), Ps. Svobodín Dobromysl, Schriftsteller, Philologe und Pädagoge. Geb. Humpoletz, Böhmen (Humpolec, CZ), 13. 2. 1798; gest. Olmütz, Mähren (Olomouc, CZ), 23. 5. 1837.

Sohn eines Tuchmachers. – T. besuchte das Gymn. in Deutschbrod (Havlíčkův Brod) sowie die phil. Jgg. in Leitomischl (Litomyšl). Danach begann er ein Stud. der Theol. in Königgrätz (Hradec Králové), u. a. bei Josef Liboslav Ziegler, seinem späteren literar. Mentor (in Anlehnung an dessen Zwischennamen gab er sich später den slaw. Namen Dobromysl). 1818 brach er diese jedoch vorzeitig ab, unterrichtete i. d. F. Tschech. in Brünn (Brno) und hielt sich 1819–20 in Wien auf. Ab 1822 wirkte er als Erzieher bei einer Adelsfamilie an einem nicht näher bekannten Ort im heutigen Polen. 1823 lernte er →Josef Dobrovský, →Bartholomäus Kopitar und →František Palacký kennen. 1825–26 war T. als amtl. Übers. in Iglau (Jihlava) tätig. Im folgenden Jahr unternahm er eine Reise nach Oberungarn und Pest (Budapest), wo er mit →Ján Kollár und dem Spracherneuerer Martin Hamuljak zusammentraf. 1828–31 war T. als Tschech.- und möglicherweise auch als Russ.lehrer am Phil. Inst. in Brünn tätig und 1831–32 weiters als Übers. aus dem Poln. beim Brünner Kriminalgericht. 1832 wurde er in Olmütz als Amanuensis, 1834 als Skriptor der dortigen Univ.bibl. angestellt, wo er – mit Ausnahme von →František Kampelík oder →František Mošner – weitgehend ohne Kontakt zu den tschech. patriot. Kreisen lebte. Im folgenden Jahr bewarb sich T. – ohne Erfolg – um die Professur für böhm. Sprache und Literatur an der Univ. in Prag. Er zählte anfangs zum ostböhm. patriot. Kreis um Ziegler und Jan Hostivít Pospíšil. Seine poet. Versuche in klassizist. Genres (Ode, Ballade und Heldenepik) sowie mit Gelegenheitsged. und Paraphrasierungen poln. Poesie veröff. er in „Dobroslav“, „Hyllos“ und „Prvotiny pěkných umění“. Mehr Anerkennung gewann er jedoch mit seinen Volksliedern, die von Josef Ondřej Novotný vertont wurden. T. bemühte sich v. a. in Anlehnung an Kollár und →Pavel Josef Šafařík um die Bereicherung des Tschech. mit Ausdrücken und Phrasen aus den mähr. und auch aus den slowak. Mundarten („Sbírka českých dobro- i vlastnomluvů s poznamenáním obyčejných chybomluvů i s opravením jich“, 1830) sowie um eine Reform hin zu einer einheitl. Orthographie im Sinne einer Einheitssprache aller slaw. Bewohner in den böhm. Ländern. Damit stieß er jedoch auf heftige Ablehnung bei der tschech. patriot. Elite (u. a. Palacký), gegen die er schließl. polemisierte („O českém jazyku spisovném“, 1831). Im Zusammenhang mit diesen Reformbestrebungen, die oft als „mährischer Sprachseparatismus“ bezeichnet werden, steht seine Smlg. an Volksliedern und -sprüchen aus Mähren und Oberungarn, „Pořekadla (přjsloviá) Slovákóv moravsko-uherských“, 1831. Seine Werke publ. er großteils auf eigene Kosten. T. ist außerdem als Übers. von volksaufklärer. hist., volkskundl. und naturwiss. Literatur, die er in den Sammelbde. „Společník věrný“ (1831) und „Povídač neb Vykladač“ (1833) veröff., und als Autor von Lehrbüchern des Tschech. („Theoretisch-Practisches Lehrbuch der slawischen Sprache in Böhmen, Mähren und Oberungarn …“, 2 Tle., 1832; „Auswahl von deutsch-französisch-böhmischen Redensarten …“, 1834) bekannt.


Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 466
geboren in Humpolec
gestorben in Olmütz

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