Trumbić, Ante

Trumbić Ante, Politiker und Jurist. Geb. Spalato, Dalmatien (Split, HR), 17. 5. 1864; gest. Zagreb, Kg.reich Jugoslawien (HR), 17. 11. 1938; röm.-kath.

Sohn eines Bauern; ab 1906 verheiratet mit Ana Karaman. – T. stud. Rechtswiss. in Agram/Zagreb (1882–84), Wien (1884–86) und Graz (1886); 1890 Dr. iur. in Graz. Ab 1894 als Anwalt in Spalato tätig. Schon als Student sympathisierte er mit der Stranka prava (Partei des Rechts) und der kroat. Staatsrechtsideol. →Ante Starčevićʼ. Um T. in Spalato und →Frano Supilo in Ragusa (Dubrovnik) bildete sich ein dritter Kreis innerhalb dieser Bewegung in Dalmatien, die sog. Mladi pravaši (Junge Staatsrechtler). Alle diese Gruppen schlossen sich 1894 zur Dalmatinska stranka prava (Dalmatin. Partei des Rechts) zusammen, die schließl. 1905 mit der Kroat. Nationalpartei (Narodna hrvatska stranka) zur Hrvatska stranka (Kroat. Partei) mit T. an der Spitze fusionierte. 1896 in den dalmatin. LT und 1897 in den RR gewählt, avancierte er 1903 mit Supilo und Josip Smodlaka zur zentralen Figur der sog. Politik des neuen Kurses; 1905–07 Bgm. von Spalato. Nach dem Attentat von Sarajevo 1914 emigrierte T. nach Italien. Mit Supilo und anderen Exilanten aus Österr.-Ungarn gründete er 1915 in Paris das Südslaw. Komitee, dessen Vors. er wurde. Dieses sollte die Südslawen der Monarchie gegenüber der Entente vertreten sowie gegen den Londoner Vertrag und die darin definierten territorialen Zugeständnisse an Italien und für einen unabhängigen südslaw. Staat bzw. den Zusammenschluss mit Serbien agitieren. Im Juli 1917 unterschrieben T. für das Südslaw. Komitee und Nikola Pašić für die serb. Regierung die kompromissorientierte Deklaration von Korfu. Die Genfer Deklaration vom November 1918, an deren Ausarbeitung T. ebenfalls beteiligt war, erkannte im Grunde die Existenz zweier unabhängiger Gliedstaaten an, näml. des Staats der Slowenen, Kroaten und Serben sowie des Kg.reichs Serbien, die zusammen auf gleichberechtigter Basis einen neuen Staat bilden sollten. Dieser Plan wurde jedoch wenig später von Pašić zurückgenommen. Als erster Außenminister des neuen Kg.reichs der Serben, Kroaten und Slowenen nahm T. als stellv. Delegationsleiter an der Pariser Friedenskonferenz teil und unterschrieb den Vertrag von Rapallo. Die darin gemachten Zugeständnisse an Italien betrachtete T. als kleineres Übel im Vergleich zu den Forderungen im Londoner Vertrag. Wenige Tage nach der Unterzeichnung trat T. als Außenminister zurück. Er geriet in immer stärkere Opposition zur Belgrader Regierung und deren zentralist. Haltung, die sich 1921 nach Annahme der Vidovdan-Verfassung noch verstärkte. 1925 zog T. als Anhänger von →Stjepan Radić ins Parlament ein, gründete jedoch im Jahr darauf die Hrvatska federalistička seljačka stranka (Kroat. Föderalist. Bauernpartei). I. d. F. näherte er sich Radić’ Hrvatska seljačka stranka / HSS (Kroat. Bauernpartei) an und wurde schließl. über diese 1927 ins Parlament gewählt, wo er der Opposition angehörte. Nach dem Attentat auf Radić reiste er im Herbst 1928 als Beauftragter der HSS nach Paris und London, um dort für die polit. Forderungen der kroat. Opposition zu werben. T., ein entschiedener Gegner der 1929 proklamierten Kg.diktatur, trat 1931 auch formal der HSS bei. Im November 1932 arbeitete er als Vertreter der Opposition die Zagreber Punktationen aus, in denen er eine „Assoziation der Interessen“ („asocijacija interesa“) als Form einer künftigen Beziehung zwischen Kroaten und Serben darlegte. Als der HSS-Vors. Vladko Maček 1933 zu drei Jahren Haft verurteilt und sein Stellv. Josip Predavec ermordet wurde, übertrug Maček T. die Führung der Partei. Dieser gelangte immer mehr zu der Überzeugung, dass der einzige Ausweg eine Umgestaltung des Staats in eine Konföderation wäre. Trotz aller autoritären Strömungen der Zeit blieb der aufrechte Patriot T. ein überzeugter Demokrat, der polit. Gewalt grundsätzl. ablehnte.


Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 478
geboren in Split
gestorben in Zagreb

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