Tonner, Emanuel

Tonner Emanuel, Ps. Mamoil Tonner, Journalist, Politiker und Pädagoge. Geb. Grosszdikau, Böhmen (Zdíkov, CZ), 25. 12. 1829; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 4. 4. 1900; röm.-kath.

Sohn des Gutsdir. und Justiziärs Antonín T., Bruder des Juristen und Publizisten Augustin T. (1823–1890) und des Chemikers František T. (1837–1934); ab 1886 verheiratet mit Ida Bürglová. – T. besuchte 1840–42 das Gymn. in Prag-Altstadt und wechselte dann nach Tarnau (Tarnów), wo sein Onkel Dir. der dortigen Erziehungsanstalt war. 1845 kehrte er nach Prag zurück, besuchte neuerl. das Altstädter Gymn. und absolv. bis 1849 die phil. Jgg. Daneben arbeitete er ab 1846 für die Ztg. „Noviny Lípy slovanské“, „Národní noviny“ sowie „Pražský večerní list“. T., der an der Revolutionsbewegung 1848/49 teilnahm, musste sich als Anhänger der Bruderschaft Českomoravské bratrstvo vor einem Militärgericht verantworten, wurde später jedoch entlassen. 1854–55 wirkte er als Supplent am Gymn. in Przemyśl, 1855–56 in Rzeszów, 1856–63 unterrichtete er Geschichte und Geographie an der Realschule in Prag, zwischen 1859 und 1860 war er an der Realschule in Pisek (Písek) tätig. 1863 wurde er Prof. an der neu gegr. tschech. Höheren Töchterschule, 1872 Dir. der böhm.-slav. Handelsakad. in Prag, 1889 Insp. für Handelsschulen. Zusätzl. hielt T. Vorträge am Prager Polytechnikum und im Künstlerver. Umělecká beseda. 1860 wurde er Red.mitgl. der Ztg. „Čas“, später der „Národní listy“. 1867–69 fungierte er als verantwortl. Red. beim illustrierten Unterhaltungsblatt „Světozor“ und wurde 1869 wegen eines Pressedelikts zusammen mit seinem Bruder verhaftet. T. betätigte sich auch polit.: 1861–68, 1870–73 und 1883–95 als Abg. zum böhm. LT, 1880–87 auch zum AH (zuerst als Jungtscheche, ab 1883 für die Alttschech. Partei), wobei er sich bes. im Schulausschuss für eine Lösung der Sprachenfrage einsetzte; 1895–1900 gehörte er dem Prager Stadtverordneten-Collegium an. Zusätzl. trat T. als Übers. aus dem Dt., Poln., Slowen. und Serb. sowie als Verf. kulturgeschichtl. Stud. hervor. Publizist. plädierte er für eine tschech.-poln. Zusammenarbeit. Weiters fungierte er als Mitbegründer des Turnver. Sokol (1862) und des Zentrums Ognisko Polskie (1881). 1897 Ritter des Franz Joseph-Ordens.


Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 404f.
geboren in Zdíkov
gestorben in Prag
publizierte in Prag

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