Thomayer, František

Thomayer František, Gartenarchitekt und Pomologe. Geb. Chodenschloß, Böhmen (Trhanov, CZ), 3. 3. 1856; gest. Rícany, Tschechoslowakei (CZ), 18. 2. 1938.

Sohn eines Gärtners, Bruder von →Josef T. – T. absolv. 1874 seine Ausbildung am pomolog. Landesinst. in Troja (Prag 7) und bildete sich anschließend bis 1877 an der Gartenbauschule der Gartenbau-Ges. in Wien weiter; daneben unternahm er mehrere Stud.reisen nach Frankfurt am Main, Stuttgart und Paris. 1884 ließ er sich in Prag nieder und erhielt eine Anstellung als Stadtgärtner, später als Dir. der städt. Grünanlagen. 1894 eröffnete T. sein eigenes Büro sowie eine Gärtnerei in Rícany bei Prag und erbaute sich dort eine Villa, wohin er Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur (u. a. die Schriftsteller →Alois Jirásek, →Svatopluk Cech, →Josef Václav Sládek und Julius Zeyer) einlud. In seinem Betrieb züchtete er neue Sorten von Obst- und Zierbäumen sowie Blumen und v. a. Fliederarten. Bes. Bedeutung erlangte er aber durch die Gestaltung wichtiger Parkanlagen in Prag: So entwarf er u. a. die gegenwärtige Form der Parkanlage auf dem Karlsplatz (Karlovo námestí), den Garten vor der Straka-Akad. (dem heutigen Regierungssitz), den Vrchlický-Park, den Chotek- und den Letná-Park sowie die Parkanlage des ursprüngl. außerhalb der Stadt gelegenen Schlosses Liben, die seinen Namen trägt und in der ein Denkmal an ihn erinnert. Weiters zeichnete er für den Entwurf der Grünanlagen des Prager Ausst.geländes im Stadtteil Holleschowitz (Holešovice) für die Jubiläumsausst. 1891 verantwortl. Auch in anderen böhm. und mähr. Städten war er gestalter. tätig, so in Nimburg/Nymburk (engl. Park), Chrudim und Pardubitz/Pardubice (Stadtparks), Königgrätz/Hradec Králové (Gärten an Stelle der abgerissenen Stadtmauern), Prerau/Prerov und Mähr. Weißkirchen/Hranice (Stadtparks) und wirkte wesentl. an den umfangreichen Parkanlagen-Projekten in Marienbad/Mariánské Lázne (1896) mit. Weitere Aufträge erhielt er aus Russland, Dtld. und Frankreich. Seine Planungen zeichneten sich durch Blumenflächen im Eingangsbereich der Parkanlagen aus, die oft dem landschaftl. Tl. und dem umliegenden Gelände über eine Wasserfläche angeschlossen waren (Roztež bei Kutná Hora, Tschakowitz/Cakovice, Chrast bei Chrudim, Štirín oder die Rothschild’schen Gärten in Wien 19). T., dessen Beitrr. auch in ausländ. Fachz. erschienen, gründete 1887 die Z. „Casopis ceských zahradníku“, die er bis 1894 hrsg. und red. Seine Projektpläne werden im Archiv des Národní zemedelské muz. in Prag aufbewahrt.


Werke: Weitere W.: s. Steinová.
Literatur: Otto; Otto, Erg.Bd.; Toman; J. Novotný, in: Zahradnické listy 63, 1970, S. 16f., 60f., 94f., 124f., 158f., 188f., 222f., 253; L. Žaláková, Zhodnocení díla nejvýznamnejších ceských sadovníku v 1. polovine 20. století, DA Brno, 1992; Enc. architektu, stavitelu, zedníku a kameníku v Cechách, ed. P. Vlcek, 2004; Nová enc. ceského výtvarného umení. Dodatky, red. A. Horová, 2006, S. 782; Š. Steinová, F. T. – život a dílo zahradního architekta, 2008 (m. W.); V. Dufek u. a., Odkaz zahradního architekta F. T., 2009.
Autor: (M. Makariusová)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 304
geboren in Trhanov
gestorben in Říčany

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