Stauf, Ottokar

Stauf Ottokar, Ps. Stauf von der March, Hagen Falkenberg, Volker zu Alzey, Severus Verax etc., Journalist und Schriftsteller. Geb. Olmütz, Mähren (Olomouc, Tschechien), 29. 8. 1868; gest. Wien, 13. 3. 1941; röm.-kath.

Hieß bis 1906 Ottokar Method Chalupka. Von unehel. Geburt, wurde S. von seinem Onkel, einem Landpfarrer, erzogen und erhielt vorerst an verschiedenen mähr. Schulen eine humanist., zuletzt auch eine kaufmänn. Ausbildung. Ab 1888 leistete er Militärdienst, den er jedoch 1891 quittierte, um sich – vorwiegend in Wien – einer Journalisten- und Schriftstellerkarriere zu widmen. Er war Mitarb., Hrsg. und Red. verschiedener Z., u. a. „Die Gesellschaft“, „Neue Bahnen“ (1901–05) und „Der Scherer“ (1909–14/15), wobei er die beiden letzteren derart radikalisierte, daß etl. Ausg. beschlagnahmt wurden. Dt.national und antisemit., war S. ein früher Befürworter eines Anschlusses Österr. an Dtld. Literar. trat er erstmals in den 1890er Jahren in Erscheinung, etwa mit „Romanzero und Lieder eines Werdenden“ (1895), „Heldenlieder“ (1898) und dem Lustspiel „Guildfordshouse“ (1897, Neuausg. unter dem Titel „Der tolle Stuart“, 1902). Neben polit. Hetzschriften, wie der mehrfach beschlagnahmten „Die ‚öffentliche Meinung’ von Wien“ (1899), veröff. S. Ged. (wie „Der Tag des Deutschen“, 1915), Erz. (u. a. „Der Hexendechant von Mährisch-Schönberg“, 1924) und Romane (etwa „Armin. Ein deutsches Heldenleben“, „Marbod. Das Widerspiel des Cheruskers Armin“, beide 1909), die dt.nationale Ideen transportierten. Vermutl. als Reaktion auf die Verleihung des Friedensnobelpreises an Bertha v. Suttner, 1905, entstand S.s Ged.bd. „Die Waffen hoch!“ (1907). In den 1920er Jahren publ. S. neben antidemokrat. Polemiken (etwa „Monarchie und Republik“, 1926, „Demokratie und Republik, Plutokratie und Zusammenbruch“, 1928) auch eine Reihe von Märchenbearb. sowie eine Abh. zur Umgangssprache in seiner Heimat („Die nordmährischen Mundarten nebst Wörterverzeichnis“, 1927). Ferner erschienen einige biograph. Porträts, darunter jene von „Carl Bleibtreu“ (1920) und „M[ichael] G[eorg] Conrad“ (1925), beide ehemalige Hrsg. der Z. „Die Gesellschaft“. S.s literarhist. Exkurse und Kampfschriften „Litterarische Studien und Schattenrisse“ (1903) und „Wir Deutschösterreicher“ (1913) mit massiven Angriffen auf jüd. Autoren der Moderne, etwa A. Schnitzler (s. d.), gehörten zu den Wegbereitern des nationalsozialist. Literaturkanons. Er war ab 1898 mit der Blumen- und Tiermalerin Olga Moser (geb. Wien, 10. 4. 1865; gest. ebd., 23. 3. 1943), einer Schülerin u. a. von Olga Wisinger Florian, verehel., die auch Kunstberr. und -kritiken, so für „Neue Bahnen“ und das Grazer „Tagblatt“, verf.


Werke: s. u. Kosch.
Literatur: (meist unter Stauf von der March): Brümmer; Fuchs, 19. Jh. (für Olga S.); Killy; Kosch (m. W.); Kosel 1 (auch für Olga S.); Nagl–Zeidler–Castle 3–4, s. Reg. (m. B.); Wer ist’s?, 1908ff.; H. Thum, in: Nordmährerland, 1942; K. Rossbacher, in: Aufbruch und Untergang, ed. F. Kadrnoska, 1981, S. 542ff.; Lex. dt.mähr. Autoren 2 (= Beitrr. zur mähr. dt.sprachigen Literatur 7), 2006; Forschungsstelle Österr. Literatur im Nationalsozialismus am UA, Graz, Stmk.; MA 61, Wien; Mitt. Jitka Balatková, Olomouc, Tschechien.
Autor: (K. Gradwohl-Schlacher)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 122
geboren in Olmütz
gestorben in Wien

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