Stecher von Sebenitz, Ferdinand Józef

Stecher von Sebenitz Ferdinand Józef, Mediziner. Geb. Sambor, Galizien (Sambir, Ukraine), 18. 1. 1779; gest. Lemberg, Galizien (L’viv, Ukraine), 22. 9. 1857.

Nach seiner Schulausbildung stud. S. Med. an der Univ. Wien; 1800 Dr. med. Anschließend ließ er sich in Lemberg nieder und unterhielt dort eine selbständige Praxis. Er galt als der Physikus der jüd. Gmd. in Lemberg und war auch Chefarzt ihres Spitals sowie 1805 kurzfristig Chefarzt eines russ. Krankenhauses. 1806 zum Prof. für Geburtshilfe ernannt, unterrichtete er dieses Fach bis 1836 an der med.-chirurg. Fak. der Univ. Lemberg und gehörte in dieser Zeit zu den wenigen Prof., die ihre Vorlesungen auf Poln. hielten. Nach dem Wr. Kongreß wurde Dt. wieder als Unterrichtssprache eingeführt und die med. Fak. aus der Univ. ausgegliedert. 1808–12 trug S. Anatomie und Pathol. auf Dt. vor und befaßte sich daneben auch mit Veterinärmed. 1812 zum Prof. für Anatomie ernannt, wurde er im selben Jahr Vorstand des med.-chirurg. Stud. und hatte diese Funktion bis 1819 inne. 1820 zum Rektor der Univ. Lemberg gewählt, unterrichtete er bis 1831 weiterhin als o. Prof. Geburtshilfe auf Poln. 1835–39 war S. Dir. des AKH Lemberg, 1840–57 führte er in Lemberg eine eigene Praxis. S. galt als hervorragender Arzt, der sich nicht nur bei der Bekämpfung der Choleraepidemie 1831, sondern auch bei der Einführung des Impfwesens in Galizien Verdienste erwarb. Gleichzeitig war er Mitgl. und Sekr. einer eigens zu diesem Zweck gebildeten Ges. Er wurde mit dem Titel k. Rat ausgez. und wurde zum Mitgl. der Ges. der Ärzte in Wien, des Ver. prakt. Ärzte zu Lemberg und der physikal.-med. Ges. in Erlangen ernannt. Darüber hinaus erhielt er Ehrendoktorate der med. Fak. der Univ. Warschau und Pest. Sein Sohn Heinrich Anton S. v. S. stud. ebenfalls Med. an der Univ. Wien, u. a. bei P. K. Hartmann (s. d.); 1831 Dr. med. Seine Diss. „Theorie der Geschichte der Arzneykunde“ (1833) zeugt von einem beachtl. selbständigen Urteil in der methodolog. Problematik der damaligen Med.geschichtsschreibung.


Literatur: Hirsch (auch zu H. A. S. v. S.); Lesky, S. 621; Wurzbach (s. u. Franz S.); WMW 7, 1857, S. 785f.; M. Hanecki, Archiwum historii i filozofii medycyny, 1986, S. 502; P. Szarejko, Slownik lekarzy polskich XIX wieku 5, 2000; UA, Wien.
Autor: (P. Benesz)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 126f.
geboren in Sambir
gestorben in Lemberg

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