Starke, Friedrich

Starke (Starcke) Friedrich, Hornist, Kapellmeister und Komponist. Geb. Elsterwerda, Sachsen (Dtld.), 29. 3. 1774; gest. Döbling, NÖ (Wien), 18. 12. 1835; evang.

S. war während seiner Schulzeit auch Sängerknabe in seiner Heimatstadt. Er ging danach für fünf Jahre beim Stadtmusiker Görner in Großenhain in die Lehre, wo er sich die Kenntnis verschiedener Blas- und Saiteninstrumente aneignete und sich insbes. auf dem Horn ausbildete. Nach beendeter Lehrzeit reiste er als Musiker durch Sachsen und bildete sich selbst in der Musiktheorie weiter. Danach war er zwei Jahre Kapellmeister in der Kolter’schen Kunstreiterges. Anschließend hielt er sich als Theater- und Kirchenmusiker in Salzburg auf und war zwei Jahre Klavierlehrer bei einer Gfn. Pilati v. Tassuhl zu Daxberg in Wels. Ab 1798 Rgt.kapellmeister des IR 2, machte er mit diesem die Feldzüge gegen Frankreich in der Schweiz, in Schwaben und am Rhein mit. Nach Friedensschluß war S. u. a. in St. Pölten, Klattau (Klatovy) und Preßburg stationiert, ferner in Wien, wo er bei Johann Georg Albrechtsberger Theorie stud. 1810 wurde er von H. Gf. Colloredo-Mannsfeld (s. d.) in dessen IR 33 angestellt. Beethoven (s. d.), den er spätestens 1812 kennen gelernt hatte und mit dem ihn bald ein freundschaftl. Verhältnis verband, soll ihm zu einer Hornistenstelle im Hofopernorchester verholfen haben, die er 1812–22 innehatte. Daneben war S. auch Musikdir. des Ulanenrgt. 1 und des IR 31. Beethoven schätzte S. sowohl als Musiker – er ließ sich von ihm Wirkung und Umfang einzelner Blasinstrumente erklären – als auch als Lehrer und gab ihm um 1815 seinen Neffen Karl van Beethoven zum Unterricht. Bemerkenswert ist S.s Klavierschule, für die zahlreiche Komponisten eigens Werke schrieben oder ihm solche überließen. Sie enthält u. a. 25 der 40 Variationen, die Erzhg. Rudolf Johann Josef Rainer (s. d.) über ein Thema von Beethoven (WoO 200) geschrieben hatte. Von S. ist auch eine Beschreibung von Beethovens Improvisation und Spiel überliefert. S., ein Virtuose auf dem Horn und dem Csakan, war v. a. auch durch seine Bearb. und Kompositionen für Militärmusik bekannt. Seine „Schlacht bei Leipzig“, eines der für diese Zeit typ. patriot. Werke in monumentaler Besetzung, wurde 1816 zweimal im Wr. großen Redoutensaal, im selben Jahr auch in Leipzig und Prag aufgef.


Werke: W. (auch s. u. Wr. Pianoforte-Schule, Abt. 1; MGG): Messen; kleinere kirchenmusikal. Kompositionen; Die Brüder von Stauffenberg oder Die Wundersträußchen, 1811 (Volksmärchen mit Gesang von J. A. Gleich); ca. 300 Stücke für Militärmusik, u. a. Journal für militär. Märsche, um 1817, Neue effektvolle Trompeten-Aufzüge, um 1822; Kammermusik; Klavierstücke. – Publ.: Wr. Pianoforte-Schule, 3 Abt., Op. 108, 1819–21; Kleine Wr. Pianoforte-Schule vorzügl. für Kinder, Op. 135, 1830.
Literatur: Eitner; MGG; oeml; Wurzbach; F. Kerst, Die Erinnerungen an Beethoven, 2. Aufl. 1925, 1, S. 239ff., 2, S. 60; G. Kinsky – H. Halm, Das Werk Beethovens. Themat.-bibliograph. Verzeichnis …, 1955, s. Reg.; L. van Beethovens Konversationshe., ed. K.-H. Köhler – G. Herre, 1–2, 1972–76, 8, 1981, 10, 1993; W. R. Meredith, in: Musical Times 126, 1985, S. 713ff.; Ch. H. Jones, The Wr. Pianoforte-Schule of F. S.: A translation and commentary, Diss. Austin, Texas, 1990; F. Schröther, in: La Gazzetta: Z. der Dt. Rossini Ges. e. V. 7, 1997, S. 12ff.; H. P. Clive, Beethoven and his world. A biographical dictionary, 2001; HHStA, Wien; evang. Kirchengmd. Elsterwerda, Dtld.
Autor: (B. Boisits)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 108f.
geboren in Elsterwerda-Biehla
gestorben in Wien

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