Sís, František

Sís František, Journalist und Politiker. Geb. Marschow, Mähren (Maršov, Tschechien), 5. 9. 1878; gest. Praha, Tschechoslowakei (Tschechien), 17. 8. 1938.

– Bruder des Journalisten Vladimír S. (geb. 30. 6. 1889; gest. 2. 7. 1958) und der Journalistin Miloslava (Milada) Sísová (geb. 5. 2. 1887; gest. 11. 4. 1947). Nach Absolv. des Gymn. in Brünn (Brno) begann S. ab 1897 ein Jusstud. an der Univ. Prag, brach dieses jedoch ab, um für jungtschech. Lokalbll. zu arbeiten. Daneben trat er als Redner bei Versmlgg. der Freisinnigen Nationalpartei auf und stand Kramár und Rašín (beide s. d.) nahe. 1909–10 war S. Sekr., 1910–18 Generalsekr. dieser Partei. Im 1. Weltkrieg gehörte er zur Spitze der tschech. Widerstandsbewegung und organisierte im „Maffia“-Geheimausschuß durch seinen in Sofia ansässigen Bruder Kontakte mit dem Ausland, bes. mit Rußland. 1917 gründete er die gegen Österr. gerichtete Wochenztg. „Národ“, beteiligte sich an der Vorbereitung des Manifests der tschech. Schriftsteller und im folgenden Jahr an der Veranstaltung der Theaterfeste in Prag. 1917–21 fungierte S. als Chefred. der Ztg. „Národní listy“. Im Februar 1918 Mitbegründer der späteren Tschechoslowak. Nationaldemokrat. Partei, im Juli 1918 Mitgl. des Nationalkomitees, 1918–20 Abg. der revolutionären Nationalversmlg., wurde er später auch ins Abg.haus des tschechoslowak. Parlaments gewählt, trat jedoch seine Mandate an Parteigenossen ab. 1921–23 stud. er in Paris Politol., war zugleich Korrespondent von „Národní listy“ und gründete dort das Comité Slave. 1923–30 polit., dann Oberdir. von „Národní listy“, 1925–30 Stellv. der Nationaldemokrat. Partei. S., der außerdem Mitgl. einer Freimaurerloge war, schwankte in seinen polit. Überzeugungen: In der ersten Hälfte der 20er Jahre unterhielt er Beziehungen zur Gruppe Hrad und zu P. Šámal (s. d.), um sich später jedoch radikal nationalist. zu orientieren. 1930 zog sich S. aus der Politik zurück und publ. in „Národní listy“ eine Geschichte der „Maffia“.


Werke: O problémech ceskoslovenské zahranicní politiky, 1919; Politické poslání csl. národní demokracie, 1919; Svobodomyslné epištoly, 1919; Vznik svobodného zednárství obradu skotského ..., 1936; etc.
Literatur: Lex. böhm. Länder (m. L.); Otto, Erg.bd.; Politická elita meziválecneho Ceskoslovenska 1918–38, 1998 (m. B.); Milan Churan u. a., Kdo byl kdo v našich dejinách ve 20. století, 1998 (m. B.); Josef Tomeš u. a., Ceský biografický slovník XX. století 3, 1999; J. Cechurová, in: Osobnost v politické stran, ed. P. Marek, 2000, S. 290f.
Autor: (M. Sekera)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 307
geboren in Maršov
gestorben in Prag

Lifeline