Schönbichler, Johann Bapt.

Schönbichler Johann Bapt., Kaufmann. Geb. Ybbs (Ybbs a. d. Donau, NÖ), 22. 7. 1844; gest. Wien, 21. 1. 1911.

Sohn des Seifensieders Emanuel S., Bruder von Karl S. (s. d.), Gatte der Philippine S. (s. u.), Vater des Folgenden. Erlernte in Wien das Handlungsgewerbe bei Carl Trau, der 1850 die erste Wr. Teehandlung begründet hatte. S., der seine dort erworbenen Kenntnisse und seine Fähigkeit, Teeproben ledigl. aufgrund des Geschmacks nach Herkunft und Qualität genau zu bestimmen, auf eigene Rechnung verwerten wollte, eröffnete 1870 gegenüber der Trauschen Handlung selbst ein „Thee“-Spezialgeschäft. Sein Unternehmenskonzept bestand darin, trotz vielfältiger Risken die Ware, vorerst verschiedenste Teesorten, selbst aus Übersee (Indien, Ceylon, China und Indonesien) zu importieren, den Großhandel zu beliefern, aber auch an zahlungskräftige Kundschaft über den Einzelhandel zu verkaufen. Während in Rußland und England Tee bereits Nationalgetränk war, war der Markt in Österr., wo der Teegenuß auf gesellschaftl. Eliten beschränkt war, noch ausbaufähig. S. hatte den steigenden Bedarf richtig eingeschätzt, damit seine Ertragschancen erkannt und so weit genützt, daß er in den späten 70er Jahren in Wien ein zweites Einzelhandelsgeschäft eröffnen konnte; das Sortiment wurde um andere Genußmittel, wie Jamaica-Rum und Batavia-Arrak, erweitert. Über den Großhandel wurden S.s „Kolonialwaren“ insbes. in den Zentren der Habsburgermonarchie, wie Budapest, Prag, Brünn und Preßburg, verbreitet. S. war ab 1874 mit Philippine S., geb. Schlick (geb. Rodaun, NÖ/Wien, 30. 4. 1855; gest. Hinterbrühl, NÖ, 2. 8. 1910), verehel., deren Mitgift beim Aufbau des Unternehmens eine wesentl. Rolle gespielt hatte. Weiters sicherte S. die Kontinuität als Familienunternehmen 1908 durch Umwandlung der Fa. in eine OHG und Aufnahme seines Sohnes Johann Emanuel S. als Gesellschafter; Betriebsschwerpunkt waren der Handel mit Tee, Rum, Likören und Gemischtwaren sowie die Erzeugung von Spirituosen.


Literatur: Die Presse, 15. 9. 1995 (Beilage); 100 Jahre Joh. Schönbichler 1870–1970, (1970), (mit Bild); W. Filek-Wittinghausen, Aus der Schatz-Kammer der Wr. Kauffmannschafft, (1987), S. 84f.; WStLA, Wien; Diözesanarchiv St. Pölten, Pfarramt und Friedhof Hinterbrühl, alle NÖ.
Autor: (J. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 54f.
geboren in Ybbs an der Donau
gestorben in Wien

Lifeline