Schmidt, Gustav

Schmidt, — Gustav Kapellmeister und Komponist. Geb. Roßbach, Böhmen (Hranice, Tschechoslowakei), 13. 12. 1865; gest. Neuern, Böhmen (Nýrsko, Tschechoslowakei), 2. 6. 1931.

Evang.; Sohn eines Rauchfangkehrers, dessen Handwerk er zunächst erlernte, wurde aber auch in Trompete und Violine (bei Arno Hilf, dem späteren Prof. am Leipziger Konservatorium) ausgebildet. 1882–84 war S. Violinist und Trompeter in der Stadtkapelle Saalfeld (Sachsen-Meiningen) und leistete dann in der Kapelle des IR 37 in Graz Militärdienst, den er als Musikfeldwebel verließ, um 1887–89 die Musikschule in Mürzzuschlag (Stmk.) zu leiten. Nach Stud. (1889/90) am Konservatorium der Ges. der Musikfreunde in Wien (u. a. Komposition beif. Krenn, s. d.) wurde S. 1890 Kapellmeister-Stellvertreter im IR 4 (unter Ziehrer), 1891 Kapellmeister im IR 40; 1892–95 Kapellmeister im IR 34, 1895–97 im IR 36 in Reichenberg (Liberec), gab er dort mit seiner Kapelle Symphoniekonzerte, die größten Beifall fanden. Als Nachfolger Franz Lehárs (s. d.) 1897–99 „Kapellmeister in Sr. Majestät Kriegsmarine zu Land und zur See“ in Pola (Pula), leitete er ein auf hoher musikal. Stufe stehendes Orchester von 110 Mann und bekleidete damit eine der besten Positionen im Bereich der altösterr. Militärmusik. 1899 bis zu seiner Pensionierung 1905 war S. Kapellmeister im IR 59, zunächst in Salzburg, dann in Linz. 1905 unter 137 Bewerbern zum Dir. der Kurkapelle in Franzensbad (Františkovy Lázne) bestellt, bekleidete er diesen Posten bis 1927. Ihm ist „die Heranbildung der Kurkapelle zu einem philharmon. Klangkörper“ zu verdanken. Er richtete das von der Unterhaltungsmusik geprägte Programm der Promenadenkonzerte allmählich auch auf „ernstere“ Musik aus, in seinen wöchentlichen Symphoniekonzerten führte er nicht nur die Werke der Wr. Klassik (u. a. 1927 zykl. Auff. der Symphonien Beethovens mit Ausnahme der 9.), sondern auch alle Symphonien von Brahms, die 3. und 4. Symphonie Bruckners, Werke von Edward Elgar, Richard Strauss, Wolf und Debussy auf; bes. propagierte er auch das Werk Wagners. Als Gastdirigent wirkte er auch in Wien und Leipzig. Daneben führte er Einrichtungsarbeiten für Orchester durch und instrumentierte u. a. Stücke Beethovens, Schuberts, Chopins sowie solche aus der Egerländer Volksmusik. S. hatte als Militär- wie als Kurkapellmeister hervorragenden Anteil an der zu seiner Zeit durch diese Klangkörper vielfach erfolgten Verbreitung der sog. „klassischen“ Musik.


Werke: s. Universal-Hdb. der Musikliteratur aller Zeiten und Völker, hrsg. vonf. Pazdírek, 1904, weiters: Gedenkbll.-Walzer; Spaun-Marsch; Bruzek-Marsch; usw.
Literatur: Franzensbader Tagbl. vom 4. 6. 1905; Neue Roßbacher Ztg. vom 13. 6. 1931; R. Sandner, in: Unser Egerland 34, 1930, S. 56ff. (mit Bild); Kosel 2; E. Rameis, Die österr. Militärmusik . . ., bearb. von E. Brixel ( = Alta Musica 2), 1976, S. 123f., 175; E. Brixel – G. Martin – G. Pils, Das ist Österr. Militärmusik, (1982), S. 270f., 333f., 339, 359; K. Birsak – M. König, Das große Salzburger Blasmusikbuch, 1983, S. 130, 145; Egerländer Biograf. Lex. . . ., bearb. und hrsg. von J. Weinmann, 2, (1987); KA Wien.
Autor: (H. Reitterer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 266f.
geboren in Hranice
gestorben in Nýrsko

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