Enkel des Fabrikanten Carl S. (s. d.), Sohn des Fabrikanten Leopold S. d. Ä., Bruder des Fabrikanten Karl S. (beide s. unter S. Carl); trat nach Absolv. der Realschule in Wr. Neustadt als Einjährig Freiwilliger beim IR 84 ein. 1887 zum Lt. der Res. im IR 74 ernannt, begann er im selben Jahr an der Maschinenbauschule der Techn. Hochschule in Wien zu stud., legte 1891 die Zweite Staatsprüfung ab (Dipl.-Ing.) und arbeitete dann bei den Mannesmann Röhrenwerken in Komotau (Chomutov). Ab 1893 unterrichtete er zunächst als Supplent, dann als Prof. an der Nö. Landesgewerbeschule in Wr. Neustadt verschiedene techn. Fächer, vor allem Maschinenbau und Konstruktionszeichnen. Daneben lehrte er durch zwölf Jahre auch an der gewerblichen Fortbildungsschule, war beeideter techn. Sachverständiger. S.s Hauptverdienst liegt in seinem techn.-Organisator. Wirken für das aufstrebende Flugwesen. Als 1909 die Gemeinde Wr. Neustadt den Bau eines Hangars auf dem nahegelegenen Steinfeld sowie die Vermietung städt. Grundstücke für ähnliche Zwecke an Interessenten beschlossen hatte und zu Ende des Jahres die Anlage zum ersten offiziellen Flugfeld Österr. erklärt worden war, wurde er Obmann des im selben Jahr auf seine Initiative hin gegründeten Komitees zur Förderung der Aviatik und wirkte damit als Mittelsmann zwischen der Gemeinde und den Fliegern. Überdies übernahm er die techn. organisator. Leitung des Flugfeldes, fungierte in der Folge auch als Lokaldelegierter des Flugtechn. Ver. und ständiger Referent in Flugfeldangelegenheiten im Flugfeldausschuß der Gemeinde. Er hatte großen Anteil am Aufschwung des Wr. Neustädter Flugfeldes, das er zum Zentrum des österr. Flugwesens machte und das durch die 1910 gegründeten Fliegerschulen auch internationalen Ruferlangte. 1910 organisierte S. drei mehrtägige Preisfliegen und 1911 die Erste österr. Flugwoche. Er führte Windmessungen ein, die er Statist. auswertete, legte Protokolle über Flugleistungen an, sammelte Photos, Flugfeldpläne sowie Literatur usw. und verfaßte später eine ungedruckt gebliebene Geschichte der Entwicklung und Blütezeit des Wr. Neustädter Flugfeldes. Musikal. interessiert und selbst Cellospieler, zählte S. zu den Mitgl. des Wr. Neustädter Musikver., leitete 1906–10 die von diesem unterhaltene Musikschule und fungierte ab 1933 als Ver.-Vorsteher der Wr. Neustädter Sparkasse. S.s Name ist mit jenen der Flugpioniere Österr., wie Igo Etrich, K. Illner (s. d.), Alexander Warcholowski usw. sowie des Konstrukteurs Ferdinand Porsche aufs engste verbunden.
Werke: Anlage von Flugplätzen, in: Flug- und Motor-Technik 4, 1910; Die Sicherheit der Zuseher bei Flugveranstaltungen mit Aeroplanen und die öff. Sicherheit im allg., in: Österr. Flug-Z., 1911; Betrachtungen über die Schaffung von Übernahmsprüfungen für dynam. Flugzeuge, ebenda, 1913; usw. – Nachlaß, Stadtarchiv Wr. Neustadt, NÖ.
Literatur: Wr. Luftschiffer-Ztg. 10, 1911, S. 58, 162f. (mit Bild); 1860–1960. 100 Jahre Wr. Neustädter Sparkasse, 1960, S. 81; Ch. Bauer, Die Anfänge der österr. Zivilluftfahrt, phil. Diss. Wien, 1976, S. IV, 55ff.; G. Gerhartl, Wr. Neustadt, (1978), S. 450; J. Stückler, Der Wr. Neustädter Musikver., Hausarbeit aus Musikgeschichte, Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien, 1980, S. 95f.; G. Gerhartl, Das Wr. Neustädter Flugfeld 1909–21, hektographiertes Faltbl, 1978., S. 1f. (Erläuterungen zur gleichnamigen Sonderausst.); KA Wien.
Autor: (Ch. Schmidt)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 284