Scherpe, Johann

Scherpe Johann (Hans), Bildhauer. * Wien, 18. 12. 1855; † Wien, 15. 2. 1929.

Begann seine Ausbildung als Holzschnitzerlehrling und in der Modellierschule J. Cesars in Wien, wo er den Bildhauer R. v. Weyr kennenlernte, der ihn als Mitarbeiter engagierte. Ab 1877 stud. S. an der Wr. Akad. der bildenden Künste bei Kundmann (s. d.); 1890 o. Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens. S.s erste selbständige Arbeiten waren überwiegend Porträts und Architekturplastiken, später betätigte er sich vor allem als Denkmalbildhauer, wobei er mehrere Wettbewerbe und Medaillen gewann. Populär wurde S. bes. durch das Anzengruberdenkmal in Wien I. Mit diesem Werk emanzipierte er sich vom Einfluß des von Weyr vertretenen Neubarock und wurde zum Protagonisten der naturalist. Richtung der Wr. Bildhauerei der 90er Jahre. Nach der Jh.Wende sind in seinem Schaffen Kompromisse mit der modernen Kunstentwicklung erkennbar. Ausst.: Wien 1929 (Gedächtnisausst.).


Werke: Austria-Brunnen, 1890 (Wien XVI., eingeschmolzen); F. v. Miklosich., 1891 (Arkadenhof der Univ. Wien, Wien I.); Grabmal Anzengrubers, 1893 (Zentralfriedhof, Wien XI.); Anzengruberdenkmal, 1894 (Schmerlingplatz, Wien I.); Herkules befreit Hesione, 1898 (Hofburg, Wien I.); Kaiser Konstantin, 1901 (Parlament, Wien I.); Tizian, 1906 (Künstlerhaus, Wien I.); Hamerlingdenkmal, 1908 (Wien VIII.); Augustinbrunnen, 1908 (Wien VII., zerstört); R. v. Alt-Denkmal, 1912 (Wien I.); Grabdenkmäler; Porträtbüsten, u. a. J. Brahms, L. Anzengruber, L. Martinelli (alle Hist. Mus. der Stadt Wien); etc.
Literatur: Wr. Ztg. und Arbeiter-Ztg. vom 17. 2., N. Fr. Pr. vom 17. und 20. 2. 1929 ( Abendausg.); Bénézit; Eisenberg 1893, Bd. 1; Groner; Kosel 1; Müller-Singer; Thieme-Becker; A. Martínez, Wr. Ateliers 3, 1893, S. 49ff.; Gedächtnisausst. H. Canon und H. S., Wien 1929, S. 27ff. (Kat.); G. Kapner, Ringstrassendenkmäler ( = Die Wr. Ringstr. 9/1), 1973, S, 206ff.; M. Pötzl-Malikova, Die Plastik der Ringstr. ( = ebenda, 9/2), 1976, s. Reg.; W. Krause, Die Plastik der Wr. Ringstr. ( = ebenda, 9/3), 1980, s. Reg.
Autor: (M. Pötzl-Malikova)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 46, 1990), S. 91
geboren in Wien
gestorben in Wien
wirkte in Wien
war Schüler Modelierschule Josef Cesar
war Mitarbeiter von Atelier Rudolf von Weyr
war Student Akademie der bildenden Künste Wien 1877
war o. Mitglied Genossenschaft der Bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) 1890

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