Stud. 1860–65 zunächst Chemie, dann Mathematik an den Univ. Berlin (bei Kronecker) und Breslau (1865 Dr. phil.). 1870 Priv.Doz., 1873 ao. Prof., 1875–1911 o. Prof. für Mathematik an der Univ. Breslau, 1890/91 Dekan, 1903/04 Rektor. R., der schon sehr früh die vielseitig verwendbare Methode der Matrizenrechnung lehrte, beeinflußte dadurch die mathemat. Ausgestaltung der Heisenbergschen Ideen (1925). Er zählt – indirekt – zu den Förderern der Quantenmechanik („Ahnherr der Matrizier“). Die Veröff. R.’ betreffen Fragen der algebr. Geometrie und der Invariantentheorie, wie sie damals weithin gepflegt wurden; erwähnt sei auch seine Beschäftigung mit speziellen Kegelschnittproblemen.
Werke: De polarium reciprocarum theoria observationes, 1865; Ueber das einem Kegelschnitte umbeschriebene und einem andern einbeschriebene Polygon, gem. mit M. Pasch, in: Journal für die reine und angewandte Mathematik . . . 64, 1865; Ueber die neuesten Untersuchungen in Betreff unserer Anschauung vom Raume, 1871 (Habil.Schrift); Über diejenigen rationalen Substitutionen, welche eine rationale Umkehrung zulassen, in: Journal für die reine und angewandte Mathematik . . . 73, 1871; Charakterist. Züge in der Entwicklung der Mathematik des 19. Jh., in: Jahresber. der Dt. Mathematiker-Vereinigung 13, 1904; etc.
Literatur: Jüd. Lex.; Poggendorff 3–5; Univ. Jew. Enc.; Wininger; M. Born, Mein Leben, (1975), s. Reg.; Dictionary of Scientific Biography, hrsg. von Ch. C. Gillispie, 11, 1975; C. Reid, R. Courant 1888–1972, 1979, s. Reg.
Autor: (A. Dick)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 241