Procházka, Antonín

Procházka Antonín, Maler. * Wažan b. Wischau (Vážany, Mähren), 5. 6. 1882; † Brünn (Brno), 5. 6. 1945.

Stud. 1902–04 an der Kunstgewerbeschule in Prag bei Díte, 1904–06 an der Akad. der bildenden Künste in Prag bei Bukovac (s. d.) und Schwaiger. 1906 unternahm er eine Reise über Berlin, Holland, Paris und Südfrankreich nach Italien. 1907 beteiligte er sich an der ersten Ausst. der Gruppe Acht, 1910–21 war er als Zeichenprof. in Ostrau (Ostrava) tätig, 1921–24 in Neustadtl i. Mähren (Nové Mesto na Morave); ab 1924 lebte er in Brünn, wo er sich ganz der Malerei widmete. P.s Anfänge sind mit dem Schaffen der Gruppe Acht verbunden, welche unter dem Einfluß des Fauvismus, weiters von Munch, Daumier, Van Gogh, Cézanne, aber auch von El Greco, einen wesentlichen Beitr. zu den expressiven Tendenzen von 1905–10 leistete. Danach wandte er sich dem Kubismus zu. In dieser anfangs durch dramat. Ausdrucksweise gekennzeichneten Schaffensperiode gelangte er später zu großer formaler Disziplin, die in sein Werk höchste rationalist. Abstraktion brachte. Um 1919 kam P. zu einer persönlichen Auffassung des späten Kubismus: er begann in seinen Bildern wieder die Materie der Gegenstände und den unzerlegten Umriß wiederzugeben. Ab 1923 erneuerte er den opt. Zusammenhang der Gegenstände und änderte allmählich durch log. Entwicklung den Sinn seines Schaffens. Er arbeitete damals bewußt mit einer primitivisierenden Form, die auf die Poetisierung der Wirklichkeit hinzielte. Die Mittelmeerthematik ist auch für den weiteren Abschnitt seines Werks wichtig, in dem er den Akzent auf die soziale Funktion der Kunst legte und deren Sendung nun in der Weitergabe von Ideen sah. In den 30er und 40er Jahren strebte P. in seinen Arbeiten nach inhaltlicher Harmonie. Themat. verwendete er oft antikisierende Allegorien, formal baute er die plast. Form mit opt.-farbigen Mitteln auf, sich an barockisierende, dynam. Tendenzen anlehnend, die von ihm in den letzten Jahren seines Lebens in Monumentalgemälden entfaltet wurden.


Werke: Dorfhochzeit, 1905; Selbstbildnis, 1906; Kleiner Junge, 1907; Porträt eines Mädchens, Kartenspieler, beide 1908; Prometheus, 1910/11; Pfirsiche, 1921; Kartoffeln im Korb, Mädchen mit Kranz, beide 1922; Der Raucher, 1923; Taubenzüchter, Quitten, beide 1924; Goldschüssel, 1925; Bei Tisch, 1927; Glück, 1932; Im Herbst, 1935; Dessie, 1935/36; Sommerlandschaft, 1936; Prometheus, Symphonie, beide 1938; Wettkampf, 1944; etc.
Literatur: Bénézit; Komenský; Masaryk; Otto, Erg.Bd. V/1; Thieme–Becker; Toman; Vollmer; V. Kramár, Umení E. Filly a A. P., 1932; J. B. Svrcek, A. P., 1939; J. Pecírka, A. P., 1945; Památce A. P., 1948; L. Halasová, Národní umelec A. P., 1949; Zakladatelé moderního ceského umení, Brno 1957 (Kat.); A. a L. P., Brno 1958 (Kat.); M. Lamac, Die bildende Kunst der Tschechoslowakei, 1958, S. 9; A. Kutal, A. P., 1959; Moderní ceské malírství 2, Brno 1959 (Kat.); A. P., obrazy z let 1910–25, Brno 1967 (Kat.); Ceské malírství XX. století ze sbírek Národní galerie v Praze 2, Národní galerie, Praha 1973, S. 5, 79 (Kat.).
Autor: (V. Kratinová)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 39, 1982), S. 291f.
geboren in Vážany
gestorben in Brünn

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