Neruda, Franz

Neruda Franz, Violoncellist, Dirigent und Komponist. * Brünn, 3. 12. 1843; † Kopenhagen, 20. 3. 1915.

Sohn des Brünner Domorganisten Josef N. (1807–75), von dessen zehn Kindern sechs als Musiker tätig waren, Bruder der Violinistin Wilma N. (s. d.); stud. bei Brezina in Brünn und unternahm schon früh Konzertreisen mit seinen Schwestern Amalie (verheiratete Wickenhauser, Pianistin, 1834–90) und Wilma (N.-Trio): 1849 nach London, Lemberg, Odessa, St. Petersburg, 1860 nach Rußland, 1861 nach Polen, Deutschland, 1861–63 nach Skandinavien. 1864–76 spielte er in der kgl. Kapelle in Kopenhagen, wo er 1868 auch den Kammermusikver. gründete. 1876–79 konzertierte er in England, kehrte dann aber nach Kopenhagen zurück und stellte ein neues Streichquartett zusammen, das unter dem Namen N.-Quartett einen führenden Rang einnahm. 1889–91 war er als Nachfolger K. J. Dawidoffs Prof. am Konservatorium in St. Petersburg, ab 1892 als Nachfolger Gades Dirigent der Musikforeningen in Kopenhagen (1894 Prof.). Gleichzeitig dirigierte er auch den Musikver. in Stockholm. N. erwarb sich große Verdienste um das skandinav. Musikleben und war ein profilierter, anerkannter Komponist, der in seinen Werken seine Herkunft nicht verleugnete, in seiner Musik aber gleichwohl auch nord. Elemente anklingen läßt.


Werke: Pontemolle (Ballett); Fra Böhmerwald (Orchester-Suite); Slowak. Märsche; Ballade für Violine und Orchester; Trio; Quintett; 5 Violoncello-Konzerte; 2 Sextette; 4 Quartette; Stücke für Violoncello, Klavier und Orgel; Lieder.
Literatur: N. Fr. Pr. vom 21. und RP vom 30. 3. 1915; Cernušák–Štedron–Novácek; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Enc. della musica, Bd. 4, 1972; Grove; Riemann; Partisch, Bd. 2, 1964; Biograph. Jb., 1915; V. Helfert, L. Janácek, 1939.
Autor: (U. Harten)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 31, 1976), S. 69
geboren in Brünn
gestorben in Kopenhagen

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