Marmorek, Alexander

Marmorek Alexander, Bakteriologe und Serologe. * Mielnica (Mel’nycja-Podil’ska, Galizien), 19. 2. 1865; † Paris, 12. 6. 1923.

Sohn eines prakt. Arztes in Wien, Bruder des Folgenden; stud. an der Univ. Wien Med., 1889 Dr.med. Seine klin. Ausbildung erfuhr er bei Neumann (Dermatol. und Syphilidol.), Nothnagel (Innere Med.) und Chrobak (s. d., Gynäkol. und Geburtshilfe). Durch eine Arbeit, in der M. auf die Bedeutung der Lymphknoten bei der Abwehr der Bakterien hinwies, wurde Pasteur auf ihn aufmerksam und berief ihn 1893 an sein Inst. in Paris, wo er im Alter von 28 Jahren Chef de laboratoire (des travaux) wurde. Er richtete dann ein eigenes Laboratorium ein, arbeitete während des Ersten Weltkrieges als Arzt in Osteuropa und kehrte nach Kriegsende nach Frankreich zurück. 1903 entwickelte M. ein Antistreptokokkenserum, mit dem er Behandlungsversuche bei Scharlach machte, wodurch er zum Vorläufer der modernen Serumbehandlung dieser Krankheit wurde. Das von ihm 1903 gegen die Tuberkulose verwendete Serum wurde zum Gegenstand zahlreicher Publ., erwies sich aber schließlich als nutzlos und in einigen Fällen sogar als schädlich. M. war ein aktiver Vertreter des „politischen“ Zionismus und gehörte mit seinen Brüdern Isidor und Oskar M. (s. d.) zum engeren Freundeskreis Herzls (s. d.). Ein weiterer Bruder, Schiller M. (* Wien, 10. 11. 1880; † New York, 2. 12. 1943), lebte nach Stud. an den Univ. Wien und Paris (Jus) als Schriftsteller und Journalist (als Mitgl. der Sozialdemokrat. Partei war er Red. der „Arbeiterzeitung“, später Chefred, des „Kleinen Blattes“) in Wien. Gem. mit seiner Schwester Inge M. nahm er an Hilfsaktionen für polit. Verfolgte teil und floh nach 1934 vorerst nach Brünn, dann nach Paris und New York. M. war unter dem Ps. Peter Roberts auch Mitarbeiter an O. Bauers (s. d.) Brünner „Kampf“, 1938 am „Sozialistischen Kampf“, Paris.


Literatur: Fischer; Wininger; Enc. Jud.; Jew. Enc.; Jüd. Lex.; Lex. des Judenthums, hrsg. von J. F. Oppenheimer, 1967; H. Frey, Das Antituberkuloseserum Marmorek, in: Z. für Tuberkulose-Heilstätten 13, 1908, S. 142 ff.; P. Glaessner, Das Marmorekserum bei der Behandlung der chirurg. Tuberkulose, ebenda, 16, 1910, S. 454 ff. Schiller M.: Aufbau vom 10. 12. 1943; Austrian Labor Information, 1943, H. 6, S. 21 f.; Mitt. H. Knoepfmacher, New York, B. Sokoll, Wien.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 27, 1974), S. 104
geboren in Mel’nytsya-Podil’s’ka
gestorben in Paris

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