Löwe, Ludwig

Löwe Ludwig, Schauspieler. * Rinteln (Churhessen), 29. 1. 1794; † Wien, 7. 3. 1871.

Vater der Schauspielerin Anna L. (s. d.), Onkel des Chemikers Alexander L. (s. d.) und der Sängerin Sophie Joh. L. (s. d.), Bruder der Vorigen; trat erstmals in Kinderrollen in der Ges. seines Vaters auf, nach dessen Tod er 11jährig zu seinem Bruder, dem Schauspieler Friedrich L. nach Magdeburg kam, wo er die Schule besuchte. 13jährig wurde er für kurze Zeit Mitgl. der Nuthschen Kindertruppe und ging 1810 mit seiner Mutter zu seiner Schwester Julie nach Wien, wo er am 9. und 28. 2. 1811 versuchsweise am Hofburgtheater auftrat. Er wurde dann an das Dt. Landestheater in Prag engagiert. In den ersten 8 Jahren vorwiegend in niedrig-kom. Rollen wie Rochus Pumpernickel erfolgreich verwendet, bekam L. nach seinem erfolgreichen Einspringen für den Heldendarsteller Reizenberg als Balduin in Kotzebues „Kreuzfahrern“ auch Rollen wie den Jaromir in der „Ahnfrau“ anvertraut und wurde bald ausschließlich als erster Held und jugendlicher Liebhaber eingesetzt. 1821 wurde er für dieses Fach an das Hoftheater Kassel verpflichtet, von wo aus er u. a. Gastspiele in Dresden, Leipzig, Mannheim, Hamburg, Braunschweig, Berlin und auch in Wien (1823, 1825) unternahm, die ihn in ganz Deutschland berühmt machten. Das Burgtheatergastspiel im Juni 1825 führte zu seinem Engagement, das er aber erst 1826 antreten konnte. L., der bis zu seinem Tode zu den beliebtesten und gefeiertsten Mitgl. des Burgtheaters zählte, gehörte — vor allem vor 1848 — zu den bedeutendsten Schauspielern seiner Zeit. Er war ein genialer Darsteller wahrer und glühender Leidenschaften, dessen Spiel vor allem durch die mitreißende Kraft seines vollendeten Vortrags begeisterte. Besonders die Helden der zeitgenöss. romant. Tragödien wie der Percival in Halms „Griseldis“ fanden in L. einen idealen Interpreten. Auch die Darstellung erster Helden und Heldenväter der späteren Jahre war durch jugendliches Feuer und Begeisterung geprägt, die er sich bis ins hohe Alter bewahrte. Neben trag. Rollen wußte er aber auch feinkom. Rollen im Konversationsstück mit frischem Humor und meisterhafter Charakteristik zu bringen. L., der in den Ferienmonaten immer Gastspiele an den größeren Bühnen Deutschlands und der Monarchie gab, wollte 1834 gem. mit Stöger die Leitung des Prager Dt. Landestheaters übernehmen, sein lebenslänglicher Kontrakt wurde aber nicht gelöst. L. stand in engem persönlichen und brieflichen Kontakt mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten des Geisteslebens seiner Zeit und verfaßte selbst u. a. auch einige naturwiss. Arbeiten.


Literatur: N. Fr. Pr. vom 22. 8. 1920; Neues Wr. Journal vom 8. 3. 1921 und 13. 9. 1925; Dt. Bühnenalmanach, 1862, S. 67 ff., 1872, S. 105 ff.; Eisenberg; Enc. dello spettacolo, Bd. 6, 1959; O. G. Flüggen, Großes Biograph. Bühnenlex. der dt. Theater, 1892; Allg. Theaterlex., hrsg. von K. Herloßsohn und H. Marggraff, 1846; Dt. Theaterlex., hrsg. von A. Oppenheim und E. Gettke, 1889; Kosch, Theaterlex.; H. Laube, L. L., in: Theaterkritiken und dramaturg. Aufsätze, Bd. 2, in: Schriften der Ges. für Theatergeschichte, Bd. 8, 1906; H. Mansfeld, Theaterleute in den Akten der k. k. Obersten Hoftheaterverwaltung von 1792 bis 1867, in: Jb. der Ges. für Wr. Theaterforschung, Bd. 13, 1961, S. 99; Katalog der Porträt-Smlg.; Rollett, Neue Beitrr., Bd. 10, 1897, S. 85; Wurzbach; ADB; C. L. Costenoble, Aus dem Burgtheater, 2 Bde., 1889; H. Laube, Das Burgtheater, 1891, S. 293 ff.; Rub; 175 Jahre Burgtheater, hrsg. von der Bundestheaterverwaltung, 1954; O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters, Tl. 2, 1885, S. 400 f.; S. Loewy, Aus Wiens großer Theaterzeit, 1921; A. Glaszbrenner, Bilder und Träume aus Wien, Bd. 1, 1836, S. 185 f.; A. Winds, Hamlet auf der dt. Bühne bis zur Gegenwart, in: Schriften der Ges. für Theatergeschichte, Bd. 12, 1909.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 24, 1971), S. 289f.
geboren in Rinteln
gestorben in Wien

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