Kohl von Kohlenegg, Leonhard

Kohl von Kohlenegg Leonhard, Ps. Poly Henrion, Schriftsteller, Schauspieler und Musiker. * Wien, 13. 12. 1834; † Saalfeld (Thüringen), 1. 5. 1875.

Sohn des Folgenden, Großneffe des Vorigen. Sollte ursprünglich Off. werden, wandte sich aber dem Schauspielerberuf zu und trat 1848 erstmalig auf einer Wr. Bühne auf. 1860 ging er nach Hamburg, dann nach Stuttgart und 1862 als Regisseur und Schauspieler nach Mainz. Ab 1867 kam er auf Gastspielreisen nach Frankfurt a. M., Prag, Pest, Würzburg, Königsberg und schließlich wieder nach Wien. Hier waren bereits einige seiner kleinen Bühnenstücke mit Erfolg zur Aufführung gelangt und K. wirkte nun in seiner Heimatstadt vorwiegend als freier Schriftsteller. 1872 redigierte er kurze Zeit die „Dresdener Presse“. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Gotha und Saalfeld. K. war auch Pianist und komponierte gelegentlich. Er stand in enger Verbindung mit S. Thalberg und war persönlicher Gast F. Liszts in Weimar, dessen Genie er in einfühlender Weise würdigte. In Wien verkehrte K. oft in den bodenständigen Salons, deren echte Kunstpflege er im Gegensatz zu neuaufgekommener Scheingröße und Prunksucht hochschätzte. Seine Bühnenwerke, vor allem Lustspiele und Schwanke, gestalteten Unterhaltungsthemen in zwangloser Form. Sie wurden vereinzelt an größeren dt. Bühnen wie dem Wr. Burgtheater und dem kgl. Hoftheater in Berlin aufgeführt. Stoffwahl und die auf Wirkung in Einzelheiten zielende Gestaltung entsprachen jedoch weit mehr der Kleinbühne, für die sie auch gedacht waren. In seinen Memoiren und Erzählungen zeigt K. scharfe Selbstkritik in ironisch-witziger Form sowie immer wieder die Fähigkeit zu anschaulichem Erfassen echter Persönlichkeiten.


Literatur: Brümmer; Giebisch–Pichler–Vancsa; Kosch; Wurzbach.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 16, 1966), S. 60f.
geboren in Wien
gestorben in Saalfeld/Saale

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