Kirschner, Aloisia

Kirschner Aloisia (Lola), Ps. Ossip Schubin, Schriftstellerin. * Prag, 17. 6. 1854; † Schloß Koschatek (Košatek, Böhmen), 10. 2. 1934.

Gutsbesitzerstochter. Verbrachte ihre Jugend auf Gut Lochkow in Böhmen. Später unternahm sie mit Mutter und Schwester, der Malerin Marie K. (* Prag, 7. 1. 1852), große Reisen nach München, Brüssel, Paris, Rom und Kairo, das ihr besonders als Hintergrund zur Schilderung internationalen Künstlerlebens diente. K. gehörte zu den Dichtern des dekorativen Naturalismus mit subjektivem Ton, möglichst wenig romanhaft mit breiter Zergliederung des Sinnenlebens und Denkens. In zahlreichen Romanen und Novellen schildert sie zum größten Teil den Verfall der österr. Offiziers- und Adelskreise, gegen den sie mit scharfer Beobachtungsgabe und Urteilsreife ankämpfte, obwohl sie den Adel und den Prunk seiner Schlösser liebte. K., welcher Mittelstand und bürgerliches Milieu fern lagen, beschäftigte sich auch mit sozialen und sittlich-religiösen Fragen. In ihren slaw. Dorfgeschichten zeigte sie Einfühlung und tiefe Empfindung. Die weite Verbreitung ihrer Werke erklärt sich aus deren Veröff. auch in Familienz. wie in „Schorers Familienblatt“, „Über Land und Meer“, „Deutsche Rundschau“ u.a. K. machte auch Übers. aus dem Engl. und Russ. Der Name Schubin stammt aus dem Roman „Der Vorabend“ von Turgenjew, der eines ihrer Vorbilder war und sie nach der Erstveröff. ihrer Novelle „Verkannt und verfehlt“ in der „Bohemia“ (mit 16 Jahren!) zu weiterer schriftsteller. Arbeit ermuntert hatte.


Literatur: Brümmer; Giebisch–Pichler–Vancsa; Kosel; Kürschner, 1908–33; Nagl–Zeidler–Castle 4, s. Reg.; Lex. der Frau; Kosch, Das kath. Deutschland; Wer ist’s? 1922, 1928; Kürschner 1936.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 14, 1964), S. 345f.
geboren in Prag
gestorben in Zámek Košátky

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