Kellner, Leon

Kellner Leon, Anglist. * Tarnów (Galizien), 17. 4. 1859; † Wien, 5. 12. 1928.

Kam mit 17 Jahren an das jüd.-theolog. Seminar in Breslau, das er aber verließ, da er nicht Rabbiner werden wollte. Stud. dann moderne Philol. an der Univ. Wien, vor allem bei J. Schipper, 1883 Dr.phil. Schon bald nach der Promotion übernahm er eine Supplentur für Engl. und Französ., gab aber auch mosaischen Religionsunterricht; nach einem Studienaufenthalt in England legte er die Lehramtsprüfung für Engl. und Französ. als Hauptfach und Dt als Nebenfach ab und unterrichtete an der Oberrealschule in Wien III. 1890 Priv. Doz. für engl. Philol. an der Univ. Wien, kurze Zeit an der Staatsoberrealschule in Troppau, seit 1894/95 Prof. an der Realschule in Wien-Währing. 1904 wurde K., der sich häufig in England aufhielt, als o. Prof. an die Univ. Czernowitz berufen, wo er bis 1918 wirkte und auch für Landtagswahlen kandidierte. Bald nach Kriegsende nahm er seine Beziehungen zu England wieder auf, ließ sich aber dauernd in Wien nieder, erhielt einen Lehrauftrag an der Techn. Hochschule und arbeitete nach seiner Pensionierung (1924) in der Präsidentschaftskanzlei, vor allem aber an Shakespeareproblemen. 1923 Hofrat. Seit Beginn seiner Bekanntschaft (1896) mit Th. Herzl (s. d.) war K. immer für die jüd.-nationale Bewegung eingetreten. K.s wiss. Bedeutung lag zunächst in die frühneuengl. Zeit betreffenden Arbeiten und syntakt. Stud., denen er sich in einer Zeit zuwandte, als eine wiss. Syntax erst in Entwicklung begriffen war. Ein zweites Arbeitsgebiet war das engl. Schrifttum des 19. und 20. Jh., das Hauptinteresse seiner wiss. Forschung galt aber Shakespeare, dessen Wortschatz er in seinem Shakespearewörterbuch 1922 erfaßte und dessen authent. Text, von Irrtümern der Überlieferung gereinigt, K.s letztes, method. sehr wichtiges Werk, „Restoring Shakespeare“ (1925), wiederherstellen helfen sollte.


Literatur: N.Fr.Pr. vom 6., 11. und 17. 12. 1928; A. Kellner, L. K. Sein Leben und sein Werk, 1936 (mit Verzeichnis der in Buchform erschienenen Werke).
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 14, 1964), S. 290f.
geboren in Tarnów
gestorben in Wien

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