Kalousek, Josef

Kalousek Josef, Historiker. * Wamberg (Vamberk, Böhmen), 2. 4. 1838; † Prag, 22. 11. 1915.

Als Sohn armer Eltern erlernte er das Weberhandwerk, kam 1853 nach Prag, besuchte dort die Realschule, begann das Stud. am Polytechnikum und legte daneben die Gymnasialmatura ab. Früh schon interessierte sich K. für Geschichte und gewann 1859 einen Preis für eine später gedruckte Arbeit über Georg von Podebrad. An der Univ. stud. er Geschichte, vor allem bei Tomek, 1868 Dr.phil., 1871 Priv.Doz. für böhm. Geschichte. In den folgenden Jahren wirkte er in Prag als Mittelschullehrer, war seit 1880 Landtagsabg. für seinen Kreis und wurde an der eben errichteten Tschech. Univ. 1882 ao. Prof. für böhm. Geschichte, 1895 o. Prof., fünf Jahre später wurde er eines der ersten Mitgl. der Tschech. Akad. d. Wiss. Die frühen Arbeiten K.s befaßten sich mit dem böhm. Staatsrecht, später wandte er sich der Geschichte des Bauernstandes in Böhmen und Mähren zu, für die er in den Jahren 1905–13 eine große Zahl von Quellen veröffentlichte, die allerdings mehr über das Recht als über die wirtschaftliche Lage etwas aussagten. Als Rezensent für die „Osveta“ 1877–97 hat K. seine Arbeitskraft verzettelt. In dem 1886 ausbrechenden Streit um die Echtheit der Königinhofer und Grüneberger Handschrift trat K. mit Entschiedenheit für deren Echtheit ein und war in seinem ausgeprägt tschech. Fühlen ein unermüdlicher Kämpfer, vor allem dort, wo ihm die Auffassung dt. Historiker mißfiel. Bei den Auseinandersetzungen um die Christianslegende 1903 ist er nochmals mit ungebrochenem Schwung in den Kampf gezogen.


Literatur: Ceský Casopis historický, Bd. 22, 1916, S. 1–16; Almanach ceské akademie, Jg. 26, 1916, S. 205 ff. (tw. Werksverzeichnis); Naše doba, Bd. 25, 1918, S. 246 ff., 341 ff., 441 ff., 524 ff., 603 ff., 690 ff. und 763 ff.; Ot. Josek, Život a dílo J. K. (Leben und Werk J. K.s), 1922; R. G. Plaschka, Von Palacký bis Pekar, in: Wr. Archiv für Geschichte des Slawentums und Osteuropas, Bd. I, 1955, S. 44–51; Otto 13, 28, Erg. Bd. III/1.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 13, 1963), S. 201
geboren in Vamberk
gestorben in Prag
war ao. Professor Tschechische Universität Prag 1882

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