Höfler, Karl Adolf Constantin von

Höfler Karl Adolf Constantin von, Historiker. * Memmingen (Schwaben), 26. 3. 1811; † Prag, 29. 12. 1897.

Stud. seit 1828 an der Univ. München, anfänglich Jus, dann Geschichte und Phil., und geriet unter den Einfluß von F. W. J. v. Schelling. 1831 Dr.phil., setzte 1832–34 seine Stud. in Göttingen fort und weilte 1834–36 mit einem Staatsstipendium in Florenz und Rom. Nach seiner Rückkehr wurde er auf Wunsch Kg. Ludwigs I. Redakteur der amtlichen „Münchener Polit. Ztg.“, 1838 Priv. Doz. an der Univ. München für Geschichte, 1839 ao. Prof., 1841 o. Prof., 1842 Mitgl. der kgl. bayer. Akad. d. Wiss. 1847 fiel H. zusammen mit Döllinger, Görres, Lasaulx u.a. in Ungnade, wurde pensioniert, aber bereits nach einigen Monaten als Kreisarchivar nach Bamberg versetzt, wo ihm die Erschließung bisher unbekannter Quellen gelang. Diese Arbeiten griffen auf die österr. Geschichte über, wurden teilweise auch in Wien gedruckt und bewogen den Unterrichtsmin. Gf. Leo Thun, H. 1852 an die Univ. Prag zu berufen. Er brachte hier das völlig darniederliegende Geschichtsstud. in kurzer Zeit zur Blüte und bildete eine Reihe bedeutender Schüler heran. Gerade zur rechten Zeit, denn das große, bis 1526 führende Geschichtswerk F. Palackýs konnte und wollte den Leistungen der Dt. in den Sudetenländern nicht gerecht werden. Im Verlauf seiner Arbeiten, darunter einer ganzen Anzahl heute allerdings überholter, krit. Textausgaben, und durch seine Stellung in dem 1862 von ihm mitbegründeten „Ver. für Geschichte der Dt. in Böhmen“ geriet H. in scharfen Gegensatz zu Palacký, mit dem er früher so wie mit V. Hanka (s. d.), J. Jírecek u.a. in regem Verkehr gestanden war. Seit 1865 im böhm. Landtag und einer der Führer der Verfassungspartei, stellte H. 1868 den Antrag auf Teilung der Techn. Hochschule in eine dt. und eine tschech. Techn. Hochschule. Seine kirchliche Einstellung brachte ihn in Gegensatz zu den Liberalen und bewog ihn zur Niederlegung seines Mandats, zum Rücktritt von der aktiven Politik und vorübergehend auch zum Austritt aus dem Geschichtsver., an dessen großen Leistungen H. entscheidenden Anteil hatte. 1857 und 1870 Dekan, 1871 Rektor, 1872 lebenslängliches Mitgl. des Herrenhauses, 1873 nob., 1882 i.R. Mitgl. der Akad. d. Wiss. in Wien. H.s Arbeiten umfassen das gesamte Gebiet der Geschichte seit dem Altertum, in seinen letzten Lebensjahren veröffentlichte er auch mehrere Dramen, die jedoch nicht aufgeführt wurden. Durch seine Vielseitigkeit war H. der hervorragendste Vertreter der dt. Geschichtsforschung in Böhmen während der 2. Hälfte des 19. Jhs.


Literatur: Almanach Wien, 1854 (Schriftenverzeichnis 1831–53), 1898 (Autobiographie 1811–51, Schriftenverzeichnis 1854–92); Mitth. des Ver. für Geschichte der Dt. in Böhmen, Jg. 36, 1898, S. 381–410; ADB 50; Hist. Jb., Bd. 33, 1912, S. 1–53 (für die Jahre 1847–52 in Bamberg); T. Borodajkewycz, Dt. Geist und Katholizismus im 19. Jh. Dargestellt am Entwicklungsgang C. v. H., 1935; Verzeichnis der hist. Schriften des K. Hofrathes R. v. H., 1885; Biogr. Jb. 1898; Otto 11.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 9, 1959), S. 353f.
geboren in Memmingen
gestorben in Prag

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