Hirschl, Josef Adolf

Hirschl Josef Adolf, Neurologe und Psychiater. * Teplitz-Schönau (Teplice-Šanov, Böhmen), 19. 4. 1865; † Wien, 1. 1. 1914.

Stud. an der Dt. Univ. Prag Med. Nach Prom. zum Dr.med. arbeitete er zunächst an Prager Univ.-Kliniken bei dem Dermatologen Pick, dem Gynäkologen Schauta, den Internisten Przibram und v. Jaksch. 1891 Ass. an der Psychiatr. Univ.-Klinik in Wien bei Krafft-Ebing und Wagner-Jauregg, zuletzt im Nervenambulatorium dieser Klinik tätig. 1899 Priv. Doz. für Psychiatrie und Neurol., 1911 tit. ao. Prof. H. widmete sich vor allem dem Stud. der luet. Erkrankungen des Zentralnervensystems und konnte 1895/96 in epochemachenden klin. Arbeiten zeigen, daß nur die Syphilis als der entscheidende ätiolog. Faktor bei der progressiven Paralyse in Frage komme. Alle bis dahin als ursächlich angesehenen Noxen, wie erbliche Belastung, psych. Momente, körperliche Strapazen, traumat. Schädigungen, akute Infektionen aller Art, Intoxikationen (Alkohol, Blei) usw. wurden von H. als bedeutungslos oder doch nur von ganz untergeordneter Bedeutung für die Entstehung und Entwicklung einer progressiven Paralyse erkannt, die er ausschließlich als eine Spätfolge der Syphilis der Hirnsubstanz („Encephalitis syphilitica“ mit Ausgang in eine „Atrophia cerebri syphilitica“) bezeichnete. Erst 17 Jahre später erbrachte der Japaner Noguchi dafür den endgültigen Beweis durch den mikroskop. Nachweis von Syphilis-Spirochäten in Paralytikergehirnen.


Literatur: N.Fr.Pr. und Wr.Ztg. vom 2. 1. 1914; WMW 1914, n. 4, S. 164; Wr. klin. Ws., 1914, S. 132; Fischer 1, S. 636.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 9, 1959), S. 334
geboren in Teplitz
gestorben in Wien

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