Ferstel, Heinrich Frh. von

Ferstel Heinrich Frh. von, Architekt. * Wien, 7. 7. 1828; † Wien, 14. 7. 1883.

Vater des Folgenden. Stud. 1843–47 am Wr. Polytechn. Institut, 1845–48 an der Wr. Akad. d. bild. Künste bei Kupelwieser und Ender, 1847–48 bei Rösner, Van der Nüll und Siccardsburg, 1848 in Prag. Seit 1849 wieder in Wien, schloß er 1850 seine Akademiestud. ab und arbeitete 1851–53 im Atelier seines Onkels Fritz Stache in Prag, dann wieder in Wien; 1854 Konkurrenzentwurf für die Votivkirche; 1856 Heirat mit Charlotte Fehlmayer in Prag. 1859–69 in der Wr. Baukommission, gab er als Juror und Schiedsrichter zahlreiche Gutachten für Wr. Neubauten ab, 1864 Kurator des österr. Mus. für Kunst und Industrie, 1865 Mitgl. und akad. Rat der Wr. Akad. d. bild. Künste, 1866 o. Prof. des Hochbaues am Wr. Polytechn. Institut, dessen Lehrbetrieb er reformierte, 1871 Oberbaurat, 1879 Ehrenbürger der Stadt Wien, Mitgl. vieler in- und ausländischer wiss. und künstl. Ges. F., der bei der Ausgestaltung der Wr. Ringstraße sein großes Tätigkeitsfeld fand, gehört zu den Hauptvertretern der Architektur des Historismus. Er machte zahlreiche Studienreisen, u.a. 1849 nach München, 1855 nach Italien und Köln, 1856 nach Frankreich, 1876 nach Norddeutschland und wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet. Seine Bauten verraten monumentale Planung und zeigen prunkvolle Ausgestaltung; im Sinne des Historismus bringen sie eine selbständige Auseinandersetzung mit den historischen Stilen. Dabei ging F. von mittelalterlichen Vorbildern (franz. Gotik, italienische Trecentoarchitektur) aus, gelangte in den sechziger Jahren, besonders unter dem Einfluß Gottfried Sempers (s. d.) zu einer Form der Neurenaissance, die in seinen Spätwerken in einen Neobarock übergeführt wird.


Literatur: N.Fr.Pr. vom 7. 8. 1937; Allg. Kunstchronik, 1883, 29; Mitt. des österr. Mus. für Kunst und Industrie, N. F. 9, 1883, n. 215, S. 461ff.; ebenda N.F. 11, 1896, n. 131, S. 213ff.; Centralblatt der Bauverwaltung, 1883, 29; Z. des österr. Ing.- und Architektenvereins 1928, H. 27/28; ebenda 55, 1903, Beibl. zu n. 46; R. Eitelberger, H.F. und die Votivkirche, in: Gesammelte kunsthist. Schriften, 1. Bd., 1879, S. 271 ff;. H. v. F., Festschrift bei Gelegenheit der feierlichen Enthüllung seines Denkmals im k. k. österr. Mus. für Kunst und Industrie, 1884; H. v. F., Festschrift zur feierlichen Enthüllung seiner Büste in der Univ. zu Wien, 1886; Försters Allg. Bauztg. 48, 1883; Kunstchronik 2, 1867, S. 205ff., 18, 1883, S. 657ff., 684; Der Dombaumeister, III, 1905, S. 73ff.; Ws. des Österr. Ing.- und Architekten Ver., 8, 1883, S. 7.; C. v. Lützow, H. Frh. v. F., Ein Gedenkblatt, 1884; ders., H. Frh. v. F., Ein Gedenkblatt, in: Z. f. bild. Kunst, 20, 1885, S. 1ff.; Mitt, der k. k. Zentralkomm., 9, N.F. 1883, S. CXXX; Wr. Bauindustrieztg. 1, 1883, n. 19, S. 245ff.; M. Thausing, Die Votivkirche in Wien, 1879; C. v. Vincenti, Wr. Kunstrenaissance, Stud. und Charakteristiken, 1876, S. 93ff.; N. Wibiral, H. v. F. und der Historismus in der Baukunst des 19. Jh., Diss. Wien, 1952; Thieme-Becker; Wurzbach; ADB.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 4, 1956), S. 303f.
geboren in Wien
gestorben in Wien
wirkte in Prag 1848
wirkte in Wien 1849
wirkte in Wien 1854
reiste nach München 1849
reiste nach Italien 1855
reiste nach Köln 1855
reiste nach Frankreich 1856
reiste nach Deutschland 1876
war Student Kaiserlich-Königliches Polytechnisches Institut (Wien) 1843-1847
war Student Akademie der bildenden Künste Wien 1845-1848
war Student Akademie der bildenden Künste Wien 1849-1850
war Mitarbeiter von Atelier Friedrich Stache 1851-1853
war Mitglied Wiener Baukommission 1859-1869
war Kustos Kaiserlich-Königliches Österreichisches Museum für Kunst und Industrie 1864
war Mitglied Akademie der bildenden Künste Wien 1865
war o. Professor Kaiserlich-Königliches Polytechnisches Institut (Wien) 1866

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