Déri, Max

Déri (Deutsch) Miksa (Max), Elektrotechniker. Geb. Bács, Ungarn (Bac, SRB), 27. 10. 1854; gest. Merano/Meran (I), 3. 3. 1938; mos.

Sohn des Kaufmanns Moritz Deutsch. – D. begann seine Studien an der TU in Pest (Budapest) und setzte sie ab 1873 an der TH Wien fort (1877 Absolutorium). Bis 1882 war er im Bereich der Flussregulierung von Donau und Theiß beschäftigt, wandte seine Aufmerksamkeit jedoch immer mehr der Elektrotechnik zu. 1882 berief ihn Károly Zipernowsky, Gründer und Leiter der elektrotechnischen Abteilung der Budapester Firma Ganz & Co., in das Unternehmen. Zu ihren gemeinsamen Erfindungen zählt u. a. ein Wechselstromgenerator mit Selbsterregung (1883), bei dem der Rotor durch gleichgerichtete Klemmenspannung erregt wurde. Die Gleichrichtung erfolgte durch einen auf die Achse des Rotors montierten Kommutator, eine separate Erregermaschine war nicht nötig. Dass die Maschine auch als Einphasen-Synchronmotor verwendet werden konnte, war in den „Vordrehstromzeiten“ der 1880er-Jahre von großer Bedeutung, weil die Verbreitung des Wechselstroms mangels entsprechender Motoren stark eingeschränkt war. Ab 1883 beteiligte sich auch →Ottó Titusz Bláthy an den Arbeiten. Die drei ließen ihre bedeutendste Erfindung, den Transformator mit geschlossenem Eisenkern, gemeinsam 1885 patentieren. Weitere wichtige Erfindungen D.s waren ein Ein- und Zweiphasen-Einankerumformer (1888, gemeinsam mit Zipernowsky), eine kompensierte Gleichstrommaschine (1902), ein Einphasen-Repulsionsmotor sowie der Déri-Motor (1904) mit einem festen und einem drehbaren Bürstenpaar, bei dem durch Bürstenverstellung Drehzahl und Drehrichtung geändert werden konnten. Dieser Motor wurde in Einphasennetzen bevorzugt und v. a. für Personenaufzüge benutzt. In Wien war D. ab 1883 Vertreter der Elektrotechnischen Abteilung von Ganz & Co. und 1889–96 Direktor der Internationalen Elektrizitäts-Gesellschaft (IEG), die zur Finanzierung von Kraftwerken gegründet worden war und 1890 ihr erstes Kraftwerk in Wien in Betrieb nahm. Darüber hinaus war er Direktionsmitglied der Österreichischen Union-Elektrizitäts-Gesellschaft und der Ungarischen Elektrizitäts-Gesellschaft sowie Berater der Firmen BBC, Stanley Electric und General Electric. 1923 trat D. in den Ruhestand, blieb aber weiterhin wissenschaftlich tätig. Er wurde 1908 zum ungarischen Hofrat, 1910 zum Dr. techn. h. c. der TH Brünn und 1913 zum Ehrenmitglied des Elektrotechnischen Vereins in Wien ernannt. Zuletzt lebte er in Meran.


Referenz: ÖBL Online-Edition, Bd. (Lfg. 1, 2011)
geboren in Bač
gestorben in Meran

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