Sohn des Lehrers Josef Benatzky und der Konstanze Benatzky, geb. Witek; in 1. Ehe verheiratet mit Fedi Férard, in 2. Ehe mit →Josma Selim, in 3. Ehe mit Melanie Hoffmann. – B. besuchte das Realgymnasium in Leitmeritz (Litomerice) und ab 1899 die Landwehrkadettenschule sowie eine Militär-Oberrealschule in Wien. Nach frühem Klavierunterricht durch den Vater übernahm die Tochter des Komponisten Wenzel Heinrich Veith in Leitmeritz B.s musikalische Ausbildung, doch blieb dieser trotz gelegentlicher weiterer Studien eigentlich Autodidakt. Auch sein poetisches Talent wurde früh gefördert. Es verführte ihn dazu, zeitlebens Details seiner Biographie zu erfinden, was zu Irrtümern in seiner offiziellen Vita führte. 1904 als Kadettoffiziersstellvertreter ausgemustert und 1905 zum Leutnant befördert, wurde B. dem Landwehr-Infanterieregiment 8 in Prag zugeteilt und 1906 nach Kolomea (Kolomyja) in Galizien versetzt. Während des Garnisonsdiensts war er, teils unter Pseudonym, immer wieder künstlerisch tätig. Nach krankheitsbedingter Versetzung in den Ruhestand 1909 soll B. bei →August Sauer an der Universität Prag studiert haben, wo sein Sprachentalent auffiel (neben Deutsch sprach er Tschechisch, Französisch, Englisch, etwas Slowenisch und Ruthenisch, später auch Polnisch, Ungarisch und Italienisch). Eine angebliche Promotion an der Universität Wien bei →Jakob Minor 1911 ist nicht nachweisbar. 1908/09 präsentierte der Chansonnier Theo Körner B.s Chansons im Kabarett „Die Hölle“ am Wiener Naschmarkt. In München arbeitete B. mit der Chansonette Fedi Férard zusammen, die er 1909 heiratete. Über sie wurde er mit Heinrich Mann bekannt, der ihn zur Vertonung seines Einakters „Varieté“ anregte. Außerdem übernahm er die künstlerische Leitung des Münchner Kabaretts Bonbonnière und fand im Drei-Masken-Verlag einen Verleger für seine Werke. Nach seiner Scheidung 1914 heiratete er →Josma Selim, mit der er bis zu ihrem frühen Tod 1929 in Deutschland und Österreich auftrat und für die er unzählige Chansons, auch Wienerlieder, schrieb, wobei ihm „Draußen in Schönbrunn“ sogar einen Auftritt vor der kaiserlichen Familie einbrachte. Berlin und Wien wurden seine bevorzugten Lebenszentren. B.s von →Karl Kraus mokant kritisierter Chansonstil, der auf „Geschichten“ basiert, führte ihn zu Bühnenwerken, wobei sein geistiger Lehrmeister →Leo Fall wurde, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Nach Einaktern, von denen oft nur mehr Einzelnummern erhalten sind, gelang ihm mit „Liebe im Schnee“ 1916 im Wiener Ronacher der Durchbruch als Operettenkomponist. Gemeinsam mit dem Regisseur Erik Charrell erreichte er am Großen Schauspielhaus in Berlin und auf Einladung Hubert Marischkas auch am Wiener Stadttheater einen Höhepunkt mit Revuen und Revue-Operetten, teils als Bearbeiter bereits vorhandener Musik, überstrahlt 1930 in Berlin vom internationalen Erfolg des Singspiels „Im weißen Rössl“. Hinzu kamen Kompositionen für den jungen Tonfilm. Künstlerisch hatte sich B. bereits Mitte der 1920er-Jahre einem kammermusikalischen Operettenstil im Sinne der französischen „Opérette légère“ zugewandt, den er erfolgreich kultivierte. In Erkenntnis des unaufhaltbaren Machtantritts →Hitlers übersiedelte B. zum Schutz seiner dritten, jüdischen Frau, der Tänzerin Melanie Hoffmann, nach Thun in die Schweiz. Trotz eines glücklosen Gastspiels in Hollywood 1938 entschloss er sich 1940 zur Emigration nach New York, was für ihn beruflich zum Fiasko wurde. Auch nach seiner Rückkehr in die Schweiz 1946 blieb ihm der Anschluss an die früheren Erfolge versagt. Geehrt wurde B. u. a. mit dem silbernen Ehrenzeichen der Republik Österreich (1933) und dem Ritterkreuz 1. Klasse des Österreichischen Verdienstordens (1938).
Literatur: Die Fackel; MGG II (m. W.); oeml; R. B. Triumph und Tristesse. Aus den Tagebüchern von 1919 bis 1946, ed. I. Jens – Ch. Niklew, 2002 (m. B.); V. Klotz, Operette, 2004, s. Reg.; Im weißen Rössl, ed. U. Tadday, 2006 (m. B.); K. Clarke – H. Peter, Im Weißen Rößl – Auf den Spuren eines Welterfolgs, 2007; F. Hennenberg, R. B. Operette auf dem Weg zum Musical, 2009 (m. B., W. u. L.); Pfarre St. Wolfgang im Salzkammergut, Oberösterreich; KA, Wien.
Referenz: ÖBL Online-Edition, Bd. (Lfg. 1, 2011)