Tschinkel, Hans

Tschinkel (Tschinkl) Hans (Johann), Philologe, Volksliedsammler und Lehrer. Geb. Lichtenbach, Krain (Svetli Potok, SLO), 5. 3. 1872; gest. Velká Úpa, Tschechoslowakei (Pec pod Sněžkou, CZ), 4. 7. 1926; röm.-kath.

Sohn des Bauern Mathias Tschinkl und von dessen Frau Gertraud Tschinkl, geb. Stalzer, Onkel von Wilhelm T. (s. u.), Großonkel des Pädagogen und Lexikographen Walter T. (geb. Morobitz, Krain / Borovec pri Kočevski Reki, SLO, 29. 6. 1906; gest. Töplach, Ktn., 23. 10. 1975); ab 1909 verheiratet mit Viktorina T., geb. Horzitzer. – T. besuchte die Unterstufe des Gymn. in Gottschee (Kočevje) und wechselte später an das Obergymn. in Laibach. Nach der Matura stud. er Germanistik und klass. Philol. an den Univ. Graz (nicht nachweisbar) und Wien (1891–93) sowie an der dt. Univ. Prag, u. a. bei dem aus Laibach stammenden Germanisten und Volkskundler Adolf Hauffen, an dessen Monographie „Die deutsche Sprachinsel Gottschee“ (1895) er mitarbeitete; 1895 Dr. phil. T. wirkte i. d. F. als Lehrer am 2. Staatsgymn. in Graz, am dt. Gymn. in Smichow (Prag) und später am Kleinseitner dt. Gymn.; ab Mai 1917 Dir. des Öff. Dt. Mädchen-Lyzeums in Prag, das unter seiner Leitung in ein Reformrealgymn. umgewandelt wurde. Bereits als Student begann T. mit den Arbeiten an einem Wörterbuch der Gottscheer Mundarten, erkannte aber, dass es zuerst notwendig sei, die grammatikal. Grundlagen für die Bearb. des Materials zu schaffen. Auf diese Überlegungen geht seine bedeutendste Veröff., die Hauffen gewidmete „Grammatik der Gottscheer Mundart“ (1908), zurück. Seine in der Arbeitsstelle des Wörterbuchs der bair. Mundarten in Österr. an der ÖAW archivierte Dialektwortschatzsmlg. fand später Eingang in das von seinem Großneffen Walter T. verf. zweibändige „Wörterbuch der Gottscheer Mundart“ (1973–76). Die „Deutsche Sprachlehre für österreichische Mittelschulen“, an der T. ab 1909, u. a. neben →Leopold Brandl, mitarbeitete, erlebte zahlreiche Aufl. (26. Aufl. 1956). Für den Wr. Verlag Manz gab er mehrere Bde. der R. „Neuere Dichter für die studierende Jugend“ heraus. Als Leiter des Gottscheer Komitees im Rahmen des vom Min. für Kultus und Unterricht lancierten ethnomusikal. Großprojekts „Das Volkslied in Österreich“ legte T. eine umfangreiche einschlägige Smlg. an, deren Drucklegung jedoch durch den Ausbruch des 1. Weltkriegs verhindert wurde und die 1928 an das Dt. Volksliedarchiv in Freiburg im Breisgau gelangte („Gottscheer Volkslieder“, ed. R. W. Brednich – W. Suppan, 3 Bde., 1969–84). Reg.Rat T. war k. M. der Ges. zur Förderung dt. Wiss., Kunst und Literatur in Böhmen (ab 1924 Dt. Ges. der Wiss. und Künste für die Tschechoslowak. Republik) sowie Mitgl. der Burschenschaft Carniola. Sein Neffe


Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 488f.
geboren in Svetli Potok
gestorben in Petzer

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