Fahrbach, Philipp d. Ä.

Fahrbach Philipp d. Ä., Kapellmeister und Komponist. Geb. Wien, 25. 10. 1815; gest. ebd., 31. 3. 1885; evang. AB.

Sohn von Georg Leonhardt Fahrbach und Karoline Fahrbach, geb. Koberger, Bruder von →Josef Fahrbach, Friedrich Fahrbach (s. u. Josef Fahrbach) und dem Flötisten Anton Fahrbach (geb. Wien, 10. 2. 1819; gest. ebd., 1. 12. 1887), Vater von Philipp Fahrbach d. J. (s. u.). – F. erhielt ersten Musikunterricht von seinem älteren Bruder Josef. Vermutlich als 14-Jähriger wurde er als Flötist in die Kapelle von →Johann Strauß (Vater) aufgenommen; auch bei →Joseph Lanner war er als Flötist und Dirigent aktiv. Als 20-Jähriger gründete F. eine eigene Zivilkapelle. Als im Fasching 1838 Strauß (Vater) nach einer längeren Konzerttournee durch Deutschland, Frankreich und England nicht nach Wien zurückkehrte, profitierte u. a. F.s Kapelle von der Abwesenheit des bekannten Walzerkomponisten. Er erlangte große Beliebtheit und musste seine Kapelle sogar teilen, um alle Verpflichtungen erfüllen zu können. 1841–46 war F. Militärkapellmeister beim Infanterieregiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4. Er führte das Streichorchester in die Militärmusik ein und trat in vielen Vergnügungslokalen auf. 1846 gründete er eine weitere Zivilkapelle. Im Sommer 1849 führte ihn eine Auslandsreise als Vertretung für →Josef Gung’l, der sich auf einer Tournee in den USA befand, nach Berlin. Nach dem Tod von Strauß (Vater) durfte er die Hof- und Kammerbälle alternierend mit →Johann Strauß (Sohn) leiten. 1856–65 war F. Militärkapellmeister beim Infanterieregiment Nr. 14, 1858 auch in Wien stationiert. Ein Bericht im Wochenblatt „Tritsch-Tratsch“ aus jenem Jahr nannte ihn mit Johann Strauß (Sohn) in einem Atemzug und lobte besonders die Qualität seiner Walzer. 1865 gründete er wiederum eine Zivilkapelle. Nach dem Tod von →Josef Strauß 1870 bat ihn →Eduard Strauß, seinen Bruder in Warschau zu vertreten und die Strauß-Kapelle zu leiten. Von einem Schwächeanfall, den F. nach der Lanner-Feier im März 1885 erlitt, erholte er sich nicht mehr. Seine mehr als 700 Kompositionen umfassen hauptsächlich Wiener Tanzmusik und Märsche. Mehr als ein Drittel davon sind Walzer, darunter „Die Deutschmeister“. In den 1840er-Jahren war F. auch ständiger Mitarbeiter der „Allgemeinen Wiener Musik-Zeitung“, für die er v. a. über Militärmusik sowie Konstruktion und Instrumentation von Metall- und Blasinstrumenten schrieb. Sein Nachlass (Musikhandschriften und Musikdrucke) befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus. F.s Sohn Philipp Fahrbach d. J. (geb. Wien, 16. 12. 1843; gest. ebd., 15. 2. 1894; evang. AB) war ebenfalls Militär- und Zivilkapellmeister sowie Komponist. Er wurde zunächst von F., dann von →Jakob Dont unterrichtet und debütierte 1855 als Dirigent eigener Kompositionen in der väterlichen Kapelle. 1860 kam er als Eleve zur Musikkapelle des Infanterieregiments Nr. 14, wo er bis zum Ausscheiden seines Vaters 1865 blieb. 1870–78 war er Militärkapellmeister bei den „23ern“, 1879–83 in gleicher Funktion bei den „38ern“. Philipp Fahrbach d. J. verlegte seine Tätigkeit zunehmend auf Dirigenten-Gastspiele im Ausland und konzertierte beinahe jährlich in Paris, wiederholt in Madrid, Lissabon, Berlin und Kopenhagen. Er war 1878 in Paris bei der Weltausstellung, 1880, 1882 und 1883 bei den Pariser Opernbällen. Bei seinen über 500 Kompositionen handelt es sich im Wesentlichen um Wiener Tanzmusik und Märsche. Den größten Erfolg hatte er mit der Polka française „Im Kahlenbergerdörfl“.


Literatur: Bäuerles Allg. Theaterztg., 1840, n. 133, S. 562; Riemann; K. Adametz, 100 Jahre Wiener Männergesang-Verein, 1943, S. 501.
Referenz: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)
geboren in Wien
gestorben in Wien

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